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Klosterdämmerung - Die Benediktinerabtei Schwarzach am Vorabend der Säkularisation 145

chen der Zeit verstanden, wurden sie, wie beispielsweise in Österreich
in der zweiten Jahrhunderthälfte, durch aufgeklärte Monarchen
nachdrücklich dazu angehalten. Dieses verstärkt in die Welt
hinein gerichtete Wirken der Kirche manifestierte sich in Wissenschaft
, Forschung und Lehre, im seelsorgerlichen und sozialen
Engagement sowie in Kunst und Architektur.

Nun wäre es allerdings reichlich verwegen, den unter den Kirchenoberen
des 18. Jahrhunderts grassierenden „Bauwurm" auf
besonders ausgeprägten pastoralen Eifer zurückzuführen oder auf
das Bestreben, den Willen Gottes zu erfüllen und anschaulich zu
machen. Nein, auch Bischöfe und Äbte waren Kinder ihrer Zeit
und standen in ihrem Repräsentationsbedürfnis den weltlichen
Fürsten in der Regel nicht nach: Wer Fürst war - oder sich als
solcher verstand - benötigte eine „fürstliche" Residenz. Insofern
ist es leicht einsichtig, warum das in den letzten Jahren zu so
trauriger Berühmtheit gelangte Salem in der Öffentlichkeit vor
allem als Schloss und nicht als Kloster wahrgenommen wird.

Die Prälaten der Abtei Schwarzach unterschieden sich in dieser
Hinsicht nicht von ihren Kollegen in anderen Konventen und
waren keineswegs immun gegen den „Bauwurm". Keinen Geringeren
als Peter Thumb beauftragte der von 1711 bis 1728 amtierende
Abt Bernhard Steinmetz damit, die Pläne für einen Klosterneubau
zu entwerfen, die dann zwischen etwa 1724 und 1732
realisiert wurden.10 Peter Thumb war zu jener Zeit als „Klosterbaumeister
" ganz groß im Geschäft und wirkte unter anderem in
St. Peter auf dem Schwarzwald, in Ebersmünster, in Ettenheim-
münster, in Friedenweiler oder in Frauenalb - ihn verpflichten zu
können dürfte also, ungeachtet seiner unbestrittenen Fähigkeiten
, zugleich so etwas wie ein Statussymbol gewesen sein.11

Repräsentationsbedürfnis und Statusgefühl spielten bei der
Bautätigkeit der Bischöfe und Prälaten eine bedeutende Rolle,
aber auch so „niedere" Beweggründe wie Nachahmungstrieb und
Konkurrenzdenken sind oftmals nicht von der Hand zu weisen.
Um noch einmal auf Salem zurückzukommen: Die Äbte beschränkten
sich nicht allein auf den Ausbau ihres Klosters zu
einer Barockresidenz, sondern ließen auch im eigens dazu vergrößerten
Turm der Klosterkirche ein Geläute installieren, das in
seiner Größe und klanglichen Opulenz das der Konstanzer Bischofskirche
deutlich in den Schatten stellte. Und auch das von
ihnen geschaffene „Barockjuwel am Bodensee"12, die Wallfahrtskirche
Birnau - sie gilt vielen als das Meisterwerk Peter Thumbs
schlechthin -, trägt unverkennbar repräsentative Züge.

Eindeutiges Konkurrenzdenken zwischen benachbarten geistlichen
Institutionen lässt sich auch in kleinerem Maßstab immer
wieder feststellen, so etwa zwischen den beiden in Sichtweite
voneinander auf den Höhen des Schwarzwaldes gelegenen Klös-


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