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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0147
146 Christoph Schmider

tern St. Märgen - ein recht kleines Augustiner-Chorherrenstift -
und St. Peter - eine nicht viel größere Benediktinerabtei - die ihre
barocken Neubauten zwischen 1716 und 1727 erstellten. Hans-
Otto Mühleisen beschreibt den Vorgang folgendermaßen:

„Als man 1716 in St. Märgen mit dem Bau einer neuen Kirche begann
, war dies für St. Peter in gewisser Weise eine Provokation. (...)
Wenn nun das noch nicht einmal als Kloster restituierte, vergleichsweise
unbedeutende St. Märgen statt einer Reparatur der Brandruine
einen richtigen barocken Neubau erstellte, sah St. Peter daneben -
im Wortsinn - alt aus. Es ist sicher kein Zufall, dass St. Peter 1717
begann, seine Kirche wenigstens mit einer barocken Fassade und
einem größeren Kirchturm auszustatten, ein Aufwand, der für ein
Provisorium nicht angemessen gewesen wäre. (...) Als er [= Abt
Ulrich Bürgi] dann im April 1725 mit dem Konstanzer Weihbischof
zur Kirchweihe nach St. Märgen kam, war der st. petrinische Bau
schon soweit fortgeschritten, dass die unterschiedlichen Größenordnungen
sichtbar wurden und somit die Relation der beiden Klöster
auch wieder augenfällig war. (...) Für St. Peter war die Konkurrenz
des zurückgekehrten Chorherrenstiftes zumindest ein zusätzliches
Motiv für die Errichtung einer Klosterkirche, deren Dimensionen
weder durch die Größe des Konvents noch durch die der Gemeinde
erklärt werden können."13

Auch das vielleicht imposanteste Klosterbauprojekt des 18. Jahrhunderts
in unserer Region, der Neubau der Benediktinerabtei St.
Blasien mit ihrem riesigen Dom, war nicht allein vom Wunsch
getragen, dem Ruhm des allmächtigen Gottes zu dienen. Vordergründig
war der Bau schlicht eine zwingende Notwendigkeit, war
doch das Kloster im Jahr 1768 einer gewaltigen Brandkatastrophe
zum Opfer gefallen, zugleich aber sollte er von der Finanzkraft
und der politischen Bedeutung des gefürsteten Reichsstifts wie
von seiner künstlerischen Leistungsfähigkeit und vom Ruhm seines
Fürstabtes künden.

Von der regen Bautätigkeit der geistlichen Institutionen nehmen
wir heute vor allem den künstlerischen Wert wahr. Für viele
Zeitgenossen dürfte sie von weit profanerer Bedeutung gewesen
sein, verschaffte sie doch zahlreichen Handwerkern und Taglöh-
nern aus der Region Lohn und Brot. Nicht wenige Klöster bemühten
sich auch ganz direkt um die Wirtschaftsförderung - aus
durchaus egoistischen ökonomischen Motiven heraus: Ich denke
beispielsweise an jene Schwarzwaldklöster, die Uhren- und Musikinstrumentenbau
oder Glasmacherei betrieben oder die An-
siedlung entsprechender Betriebe in ihren Territorien ermöglichten
. Auch die wirtschaftlich zuletzt sehr erfolgreiche badische
Staatsbrauerei in Rothaus wurde von einem Kloster, nämlich
St. Blasien, gegründet.


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