Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0158
157

Heiligenleben und Alltag.

Offenburger Stadtgeschichte im Spiegel

eines spätmittelalterlichen Beginenlebens

Eugen Hillenbrond

Dis ist von dem heiligen leben der seligen frowen, genant die Rickeidegen
, und waz grozer wunder unser lieber her mit ir gewürcket het.
Und mit irme eigen namen wz sü Gerdrut genant So beginnt die
Schrift, die im Mittelpunkt der Untersuchung stehen soll.1 Sie
nimmt ganz selbstverständlich das seit dem Frühmittelalter geläufige
literarische Muster auf, mit dem ein Heiligsprechungspro-
zess in Gang gesetzt wurde: Vita et Miracula bildeten die Grundlage
für den Prozess, an dessen Ende die Aufnahme in das Verzeichnis
der Heiligen stand.2 Diesem Programm will ich einen
zweiten Aspekt hinzufügen, der sozusagen quer dazu steht: Offenburger
Alltagsleben. Dabei interessieren nicht so sehr die großen
Wunder, sondern die kleinen Alltagsgeschichten, in denen
sich das Leben einer Frau widerspiegelt mit all seinen Zwängen
und Möglichkeiten. Zugegebenermaßen verengt dieser Blick das
überlieferte Bild der Offenburger Heiligen in ungebührlicher
Weise. Denn in erster Linie widmet sich die Schrift dem spirituellen
Leben einer Frau, ihrer Askese und ihrem Ringen um eine
neue Lebensform. Meine Engführung soll Einblicke bieten in das
Tagesgeschehen einer kleinen Stadt des 14. Jahrhunderts, in der
Gertrud fast 30 Jahre lang gelebt hat.

Ihre Vita ist das mit Abstand wichtigste Zeugnis der spätmittelalterlichen
Geschichte Ottenburgs. Ich möchte mich bei der Interpretation
möglichst eng an den überlieferten Text halten. Da er
in oberdeutscher Mundart abgefasst ist, kann ich viele Passagen
auch original zitieren. Es gibt eine einzige Handschrift, die den
Text überliefert und heute in der Bibliotheque Royale de Belgique
unter der Signatur Ms.8507-09 aufbewahrt wird.3 Sie enthält drei
Schriften von bzw. über Frauengestalten des 14. Jahrhunderts:

1. Die mystischen Erlebnisse der Zisterzienserin Gertrud von
Helfta (f 1302), die kurz vor ihrem Tode in fünf Büchern
unter dem Titel Legatus divinae pietatis zusammengefasst wurden
und ihren Ruf als größte deutsche Mystikerin begründeten
. Deshalb wurde der Text auch zu Beginn des 15. Jahrhunderts
ins Deutsche übersetzt: Botte der göttlichen miltekeit Die
Brüsseler Handschrift enthält diesen in der vollständigsten
Fassung.4


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0158