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158 Eugen Hillenbrand

2. Das „Leben der Gertrud von Rickeidegen" (f 1335), von derselben
Hand geschrieben wie das eben genannte Werk der Gertrud
von Helfta.

Der Verfasser oder die Verfasserin sind nicht bekannt. Der Entdecker
der Handschrift vermutet auch, dass die Vita nicht vollständig
überliefert ist, weil Tod und Wunder der Heiligen unerwähnt
bleiben. Der Text ist bis heute kaum bekannt. Zwar
hat ihn Hans Derkits 1990 in seiner Wiener Dissertation maschinenschriftlich
ediert und den Druck in Aussicht gestellt,
aber der steht bis heute noch aus. Allerdings befindet sich eine
Kopie der Arbeit im Stadtarchiv Offenburg. Darauf stütze ich
meine Interpretation. Wichtige Ergebnisse seiner Untersuchung
hat Derkits selbst im Band 71 der „Ortenau" zusammengestellt
.5

3. Die Legenda maior der Katharina von Siena (f 1380) aus der
Feder des Ordensgenerals der Dominikaner, Raimund von
Capua.6 Dessen Ziel war die Heiligsprechung dieser großen
Frau, die 1357 in den Dritten Orden seiner Gemeinschaft eingetreten
war und bald einen ungewöhnlichen Einfluss auf die
kirchlichen und weltlichen Großen ihrer Zeit gewonnen hatte.
Raimunds Katharinenvita wurde rasch aus dem Lateinischen
ins Deutsche übersetzt und fand unter dem Titel Ein geistlicher
Rosengarten weite Verbreitung. Sie lag auch den Schreiberinnen
der Brüsseler Handschrift vor.

Es überrascht natürlich, in welchen Überlieferungszusammenhang
die Vita der Offenburger Heiligen eingebunden ist. Die
Gründe dafür kennen wir nicht. Wir können nur feststellen: Sie
ist sehr hoch eingestuft. In allen drei Lebensberichten werden
außergewöhnliche, willensstarke Frauen zu Zeugen einer neuen
weiblichen Spiritualität aufgerufen. Die Erinnerung daran sollte
den Anstoß geben zu einer offiziellen kirchlichen Heiligsprechung
. Das dauerte freilich noch geraume Zeit. Katharina von
Siena wurde 1461 kanonisiert, Gertrud von Helfta erst 1734, Gertrud
von Rickeidegen wurde 1658 in die Acta Sanctorum aufgenommen
, obwohl es keine Spur eines Heiligsprechungsprozesses
gibt. Holländische Jesuiten hatten im 3. Februarband (1658) des
bis heute bedeutendsten Lexikons der Heiligen einen Artikel über
Gertrudis Ortenbergica vidua tertii ordinis sancti Francisci zum 23.
Februar eingefügt.7 Die kalendarische Einordnung ist begründet
in der Grabschrift, die im Offenburger Franziskanerkloster zu finden
war. Der lateinische Text lautet in deutscher Übersetzung
etwa folgendermaßen: Im Jahre 1335 am 23. Februar wurde unter
diesem Grabhügel die Ehefrau des verstorbenen Herrn Rickeldeigin bestattet
Wahrerin der Tugenden, durch inständiges Gebet Beschützerin


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