Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0174
Heiligenleben und Alltag. Offenburger Stadtgeschichte im Spiegel eines spätmittelalterlichen Beginenlebens 173

Rückkehr nach Offenburg

Die Auseinandersetzung um die rechte franziskanische Lebensform
spielte sich noch in Straßburg ab. Doch 1327 beschlossen
beide Frauen nach einem verheerenden Stadtbrand, dem auch ihr
Häuschen zum Opfer gefallen war, wieder nach Offenburg zu ziehen
.64 Dort mussten sie zur Miete wohnen, und kam sü das ouch
underwilent kümberlich an. Erst nach drei Jahren machten zwez
erbere regelschwestern Heilke das Angebot, bei ihnen zu wohnen.
Es war ein hübsches hüselin.. an dem allerbesten und heimlichsten
ende der stat. Gertrud sträubte sich dagegen, erst nach Monaten
gab sie nach und zog mit Heilke in das Häuschen und vertrieben
do ir leben heiliklich in dem dienste gottes und in einem tugendsamen
heiligen leben.65

Gertruds zweiter mehrjähriger Aufenthalt in Offenburg bestand
sozusagen nur noch in heiligem Leben. Der Bericht darüber
fällt auch ziemlich kurz aus. Vom Alltag, in dem sich ihr Leben
abspielte, ist überhaupt keine Rede mehr. Die Verfasserin der Vita
deutet bereits eine plausible Erklärung an: Die sunder wisen, die
unser herre an ir (Gertrud) würkte, die missvielen allen menschen, dz
ir alle besunderen fründe abgiengent denn allein jungfrow Heilke.
Banal gesagt: Sie ging ihren Mitmenschen auf die Nerven. Ihre
radikale Lebensform hat sie einsam gemacht.

Auch ihre franziskanischen Freunde blieben fortan in der Vita
ohne jede Beachtung. Die wenigen Nachrichten zur spätmittelalterlichen
Geschichte des Offenburger Minoritenklosters lassen
erkennen, dass der Konvent immer auf der Seite der Gemäßigten
stand, ja sogar eine führende Rolle unter den Conventualen einnahm
. Ihre pastorale Tätigkeit in der Stadt war auf die Akzeptanz
durch die Bürger angewiesen. Andererseits mussten sie auch bestrebt
sein, den Unterhalt und die Ausbildung der Brüder zu sichern
. Es war ihnen erlaubt, Liegenschaften und feste Einkünfte,
vor allem in der Form von Jahrtagsstiftungen, anzunehmen.
Dafür erwarteten die Bürger Gegenleistungen, sowohl in der pas-
toralen Betreuung (Messe, Predigt und Beichte) als auch in der
Pflege des Totengedächtnisses. „Sie sollen für die Toten beten",
schreibt die Ordensregel den Brüdern vor. Die Bestattung auf dem
Klosterfriedhof konnte die Memorialleistung noch steigern und
absichern. So ließ die Schützenbruderschaft, ein Honoratiorenverein
der Stadt, jeden Montag eine Seelenmesse lesen, darüber
hinaus reservierte sie für ihre Mitglieder vier Grabstätten auf dem
klösterlichen Friedhof neben der Kirche. Ähnliches galt für die
Bruderschaft der Schmiede und Wagner. Zwangsläufig entwickelte
sich daraus ein enger Kontakt zwischen der Bürgerschaft
und den Franziskanern.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0174