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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0182
Joann Conrad Machleid, Chirurgus und Chronist der Stadt Euenheim, zum 300. Geburtstag 181

ihres Auftretens ziehen. In absteigender Häufigkeit werden genannt
: Schlagfluss, Dörrsucht, hitzige Krankheit, Friesel,9 Fleckfieber
,10 Wassersucht, Gichteren,11 Durchschlechten,12 rote Ruhr.
Einzelfälle betreffen Krebs an der Wange und am Mund, wobei zu
vermuten ist, dass es sich hierbei um fortgeschrittene Syphilis
oder um Hauttuberkulose handelte; ferner Brustkrebs, Wundbrand
, Epilepsie, Blutsturz, hitziges Gallenfieber und anderes.
Daneben berichtet er von Unglückfällen.

Machleid berichtet, dass im Zeitraum 1755 bis einschließlich
1790 in Ettenheim 720 Erwachsene starben.13 Das sind etwas
mehr als 20 verstorbene Erwachsene pro Jahr. Die Aufstellung für
die einzelnen Jahre zeigt einen Tiefststand in den Jahren 1762
(sechs Verstorbene) und 1764 (sieben Verstorbene) sowie einen
Höchststand im Jahr 1786 (34 Verstorbene) und 1787 (36 Verstorbene
). Diese Sterblichkeit unter den Erwachsenen ist auch
unter heutigen Gesichtspunkten unauffällig.

Gelegentlich konnten die Ettenheimer Bürger ein hohes Lebensalter
erreichen. So berichtet er, dass im Jahre 1759 der Bäcker
Jacob Berger im hohen Alter von 96 Jahren starb, zu diesem Zeitpunkt
ältester Bürger der Stadt.

Erschreckend war die Kindersterblichkeit. Im Jahre 1786 starben
34 Erwachsene und „113 kinder vil an durchschlichten".14

Beträchtlich war auch die Anzahl der Frauen, die im Wochenbett
ver starben.

Zu der Zeit, da Machleid in Ettenheim als Chirurgus tätig war,
galt Krankheit als das Ergebnis einer gestörten Säftemischung.
Deshalb musste die materia peccans, der schädigende Stoff, aus
dem Körper entfernt werden. Hierzu dienten der Aderlass und das
Klistier. In den Spitalrechnungsbüchern finden sich zahlreiche
Quittungen für diese Therapien. Auch bei Machleid findet sich
ein Hinweis, dass er diese Therapiemaßnahmen durchführte. So
findet sich unter dem Datum vom 8. Januar 1757 der Eintrag
„habe ein neweß fueß / kibele zum adlaß und brenen Machen / lassen
".15

Manche Therapiemaßnahmen hatten allerdings offenbar
mehr oder weniger rasch den Tod zur Folge. So berichtet Machleid
: „1775-12. Jener ist... gestorben Jacob Riß der blotter macher an
der / waßerßucht hat ßich anzopfen laßen / und ist den anderen dag
gestorben".16

Machleid und seine Chirurgenkollegen standen zeitlich gesehen
an der Schnittstelle in der Entwicklung des Chirurgenstandes von
der mittelalterlichen, handwerklich orientierten Gildenchirurgie
der Barbierer hin zu studierten Ärzten. Die Naturwissenschaften
gewannen grundlegende Bedeutung.


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