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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0233
232 Martin Ruch

Abb. 5: Aktenordner
Korrespondenz Neu.
Quelle: Stadtarchiv
Offenburg

telmeer gebracht. Im April 1942 konnte Susi
Greilsheimer dieses Lager verlassen, konnte zu
Verwandten ziehen und hier überleben, während
der Vater zunächst nach Drancy, dann mit
Transport 19 am 14. Oktober 1942 von dort
nach Auschwitz geschickt wurde.9

Zusammen mit Ludwig und Susi Greilsheimer
waren viele weitere Offenburger und Ortenauer
Juden deportiert worden, darunter auch der Vorsteher
der jüdischen Gemeinde Offenburg Emil
Neu (1874-1944) und seine Frau Clementine
(1886-1976). Schon bald gelang es deren Sohn
Dr. Erwin Neu, der bereits seit 1933 als Emigrant
in Paris eine Zahnarztpraxis aufgebaut hatte, die
Eltern am 8.12.1940 aus dem Lager zu „liberie-
ren" und privat in der Provinzstadt Pau bei Gurs
unterzubringen, bis sie schließlich - nach einem
erneuten Zwangsaufenthalt in Gurs - in die
Schweiz flüchten konnten (Abb. 4). Hier starb Emil Neu 1944 und
wurde auf dem jüdischen Friedhof Kreuzlingen begraben.

Von Pau aus führte Emil Neu eine umfangreiche Korrespondenz
mit Verwandten und den Mitgliedern seiner Gemeinde.
Emil Neus eigene Briefe sind zwar nicht erhalten, dafür jedoch
ein dicker Aktenordner mit weit über 200 Briefen und Karten der
Deportierten. (Abb. 5).10

Auch Ludwig Greilsheimer hat sich in Briefen an seinen „Par-
ness", den Gemeindevorsteher, gewandt (Abb. 6). Der Alltag im
Lager, die Hoffnung und die Angst der Inhaftierten kommen
darin zum Ausdruck, aber auch die freundschaftliche Verbundenheit
mit der Familie Neu. Es sind die letzten Lebenszeichen eines
herzlichen, geradlinigen, um seine Angehörigen besorgten Mannes
. Und es sind wichtige Dokumente zur persönlichen Geschichte
der Offenburger und Ortenauer Juden, von denen so
viele dem Massenmord zum Opfer fielen.

Die Korrespondenz beginnt ein Vierteljahr nach dem Deportationsgeschehen
vom Oktober 1940.

Briefe an den Freund und Parness

Camp de Gurs Lieber Herr u. L. Frau Neu !

24.1.41 Entschuldigen Sie bitte, wenn ich erst heute einige Zeilen an Sie
richte, aber die Zusammenkunft mit I. Susi ist nicht so leicht und ich
wollte haben, dass sie persönlich auch einige Dankesworte beifügt.
Vor allem danke Ihnen I. Frau Neu für die mütterliche Betreuung,


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