Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0250
Zum Frauenalltag in Bad Rippoldsauer kleinbäuerlichen Familien 249

bens. Entsprach ein solches Stimmungsbild aber der echten Lebenswirklichkeit
um 1900 - empfanden die Bewohner derartiger
Rippoldsauer Häuser ihr Lebensumfeld tatsächlich als reine
Idylle? Nach allem was überliefert ist6 und was die folgenden Abbildungen
3 bis 10a belegen, war das kleinbäuerliche Leben - insbesondere
das der Frauen - von harter körperlicher Arbeit geprägt
. Für Muße und Beschaulichkeit blieb da wenig Zeit.

Der Arbeitsalltag in der Landwirtschaft -
wer war für was zuständig?

Auf den großen Hofgütern war der gesamte Außenbereich, d.h.
primär die Feld- und Waldwirtschaft, von alters her die Domäne
des Bauern. Die Bäuerin war verantwortlich für Haushalt, Kochen
, Wäsche, Kinder und Kleinvieh sowie den Garten. Gelegentlich
ging sie in der Erntezeit aber auch mit „ins Heu" und aufs
Feld. Bis um 1920/30 beschäftigten die Großbauern auch noch
Knechte und Mägde. Das änderte sich mit Fortschreiten der Industrialisierung
und Entwicklung der Dienstleistungsgesellschaft.
Den großen Hofgütern gingen die Arbeitskräfte verloren. Hinzu
kam, dass auch die Bauern in die beiden großen Weltkriege ziehen
mussten, sodass auf den großen Hofgütern „Not am Mann"
war und die Bäuerinnen zwangsläufig auch die Feld- und gelegentlich
sogar Waldarbeit übernehmen mussten. Der Alltag dieser
Frauen begann morgens um 5 Uhr und endete spät in der
Nacht. Zu ihrem Arbeitstag befragte Schwarzwälder Bäuerinnen
- Geburtsjahrgänge zwischen 1912 und 1920 - äußerten sich
Ende der 1990er-Jahre hierzu wörtlich: „Spätestens um flnfl sim
mer ufgstande. No het mer z'Morge geschafft. Het mer halt miesse
melke. Un dermo het mer so halber siebini gesse un no isch's abgange
ins Feld/ ... „Un z'Middag noher, am elf isch mer als heim un het
kocht. Un no het mer haltgmocht, daß mer widder um eins nuskumme
isch." ... „Ha, hiet denk i, wie hob ich au des alles gmacht."1

In den kleinbäuerlichen Rippoldsauer Familien, die sich zu
keiner Zeit Knechte und Mägde leisten konnten und in denen der
Familienvater in aller Regel - wie zuvor schon angemerkt - einem
Beruf außer Haus nachging, mussten die Frauen und Kinder von
jeher auch die Feld- und gelegentlich auch Waldarbeit mit übernehmen
. Insofern hatten diese Frauen gegenüber den Bäuerinnen
auf den größeren Höfen eher ein noch größeres Arbeitspensum
zu bewältigen. Da sie kaum Eigenprodukte verkaufen konnten
, musste der Mann sich um ein Einkommen außer Haus bemühen
, weshalb die Plackerei um Haushalt, Kinder, Vieh, Garten,
Wiesen und Felder größtenteils von der Frau zu erledigen war.
Natürlich wurden auch die übrigen Familienmitglieder in den
Arbeitsalltag einbezogen, so selbstverständlich auch der Hausva-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0250