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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0312
Fastnacht im Dorf- das Beispiel Nußbach im Renchtal 311

Haus großherzoglicher Beamter deuten auf Aktionsformen hin,
die auch im Umfeld von Fastnacht praktizierten Rügebräuchen
entstammen.

Schließlich wurde die Fastnacht im Frühjahr 1849 in Oppenau
dazu benutzt, um die Regierungsautorität zu untergraben. Der
Brigadier Dewerth meldete nach Karlsruhe: „Am letzten Montag
liefen zwei ledige Leute namens Amrein und Mast in Oppenau herum
und figurierten als Masken. Auf einem großen Stück weißem Papier,
das sich jeder derselben auf den Rücken geklebt hatte, stand mit großen
Buchstaben bei dem einen „Bekk M" (Minister, d. V.) und bei dem
andern „Pfui'''. Trotz der Maskierung hatte der Polizist zwar die
Namen der Übeltäter ermitteln können, aber wegen der geschickten
Inszenierung keine Handhabung zum Einschreiten finden
können.19

Mit der „neuen Ära" in Baden scheint auch im Renchtal die
Fasent wiederauferstanden zu sein. In Oberkirch fand die Fastnacht
1861 für die feine bürgerliche Gesellschaft im gehobenen
Speiselokal und für das Volk auf dem Kirchplatz statt.20 Die Witwe
Börsig lud am Fastnachtssonntag zu einem Ball und zum „Speisen
nach der Karte" in den „Badischen Hof" ein. „Anständige Masken
und Dominos" sollten Zutritt erhalten. Am Rosenmontag gastierte
in Oberkirch „Grand Cirque olympigne", ein närrischer
Zirkus. Großsprecherisch wurde „eine brillante, pompöse, noch nie
da gewesene Haupt- und Glanzvorstellung" angekündigt:

„Der fürchterliche Beifall, den die Gesellschaft in allen Vorder- und
Hinterteilen Europas gefunden hat, lässt sie erwarten, dass sie
durch ihre unübertrefflichen Leistungen Alt und Jung, Klein und
Groß, Dick und Dünn, Hoch und Nieder in Ober- und Unterkirch
aufs höchste befriedigen werden. Das Personal besteht aus den
größten Künstlern und Künstlerinnen der hiesigen Welt, und den
edelsten unter den versteigerten Verstellpferden. Das Seil ist gedreht
aus den hiesigen Stricken hiesiger Stadt, so lang als die Geduld des
Publikums. Die zur Vorstellung kommenden wilden und zahmen
Tiere sind ziemlich geruchlos mit Stubendressur. Das Orchester besteht
aus Mohren, so schwarz wie möglich. Sonstiges Gesindel ist
hautrein."

Fastnacht wurde „gespielt", die enge kleinstädtische Welt wurde
an Fastnacht zum großen Welttheater. So fand 1886 ein närrischer
Jahrmarkt mit „Kauf-, Sauf- und Schaubuden, Seiltänzereien,
Akrobaten, Moritaten" und anderem statt.21 Dabei wurde ein
„Schweden-Überfall" gespielt, die Ranzengarde, die den Jahrmarkt
bewachte, wurde gefangen genommen und im Triumph durch
die Stadt geführt.22 Glaubt man der Ankündigung, so wurde in
diesem Jahr zum ersten Mal ein großer Carnevals-Festzug mit „Sr.
Durchlaucht dem Prinzen Carneval" durchgeführt.


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