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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0314
Fastnacht im Dorf- das Beispiel Nußbach im Renchtal 313

einsa nun rasselt e großer gäler Boschtkarre voll Briaf und Baget
durichs Ort und macht si ufde Wä Zusehofe zue. Vorne druff huckt
de Briafbott und dahinter no rennt halb Nußbach un verflert e
Haide Spektakel.

Wu si ans Ort kumme, do wurd ghalte. De Schwarz-Andres schtigt
vum Bock, flllt sini Bäsch mit Brief un Zittunge und de Buckel mit
Baget Jetz will er s Nochbers Bärb, e suferi Kechi, e Liawesbriaf in
d Hand drucke. Do seit de Kasper Sepp: „Kumm ri, un trink e Gläsli
WH, de wursch es hit brauche kinne."

Unterdessa isch halb Zusehofe zämmegrennt und gafft de Boschtkarre
a. De Andresli macht nebebi großi Schprich un ergert Zu-
sahofener. Dia nit ful und schlage de Karch dzemme. Defer hen sie
aber bleche miasa. Endli hen sie's zuerer Boschthilfstell brocht, die
aber dene Inhaber zuwenig dreit.23

Das Possenspiel, eine Art improvisiertes „Straßentheaterspielte
bei der Dorffastnacht eine große Rolle. Meist waren es junge, ledige
Burschen, deren Übermut sich in der Zeit der Adoleszenz auf
diese Art und Weise entlud. Manchmal spielten auch Kinder
unter Anleitung der Erwachsenen Lokalpossen, wie ein Bericht
von 1870 aus dem Nachbarort Meisenbühl belegt:

Voriges Jahr wurde bei uns ein Eierdieb entdeckt. Letzte Fastnacht
nun spielte unsere Schuljugend diesen Vorfall, wodurch sich unser
Herr Accisor so beleidigt fühlte, dass er den Kindern drohte, sie
durch die Gendarmerie anführen zu lassen, wenn sie diesen Fastnachtsscherz
nicht freiwillig einstellten.

Um sich nun an den Eltern zu rächen, sandte er den Ortsdiener
aus und ließ die Einwohner, die im Rückstand waren, mahnen.
Ein Ehepaar schickte sein Kind zum Akzisor, um sofort die Steuern
zu entrichten. Der Steuerbeamte misshandelte es so sehr, dass
es laut schrie. Die empörten Eltern machten den Vorfall in der
Zeitung bekannt.24 Harmloser war die „Kinderfasent" vor dem
1. Weltkrieg in Nußbach; der spätere Blumenwirt Karl Haas setzte
einen großen „Gschudi-Kopf' auf und machte Faxen, alle Kinder
des Dorfes rannten johlend hinterher.25 An Fastnacht durften
Kinder und Arme betteln, wobei traditionelle Heischebräuche
fortgeführt wurden. So fuhr der Dorfarme Wendelin F. mit einer
alten Marktchaise von Haus zu Haus und „sammelte" Eier. In
einer Dorfwirtschaft ließ er sich einen großen Eierkuchen backen,
die übrigen Eier gab er für Zechschulden in Zahlung.26

In der mündlichen Erzähltradition lebt die Erinnerung an die
„Originale" fort, die um die Wende zum 20. Jahrhundert die Fastnacht
durch ihre Possen bereicherten. Dazu gehörte der „Schwarz-
Sepp", ein lediger Maurer aus Nußbach. Er stand im Ruf, akrobatische
Einlagen zu beherrschen. So soll er einmal am Blitzableiter


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