Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0315
314 Heinz G. Huber

auf die Kirchturmspitze geklettert sein, dort eine Fahne befestigt
haben und einen Handstand auf dem Turmkreuz gemacht haben.
An einem Fastnachtsmontag befestigte er am Bühneladen des
Gasthauses „Zur Linde" ein Seil zum gegenüberliegenden Haus.
Die Nachricht von der akrobatischen Aktion des Schwarz-Sepp
verbreitete sich rasch im Dorf, eine Menge Neugieriger strömte
herbei. Dieser sammelte in seiner Kappe „Eintrittsgeld" ein. Die
Spannung stieg aufs höchste, als der vermeintliche Seilkünstler
zum Bühneladen herausschaute und die Leute fragte, ob sie jemals
jemand gesehen hätten, der sich in solcher Höhe auf das Seil
wage. „Ich auch nicht", lachte der Nußbacher Till Eulenspiegel
und zog sich ins Gasthaus zurück, um das gesammelte Geld zu
vertrinken.27

Häufig standen lokale Begebenheiten im Mittelpunkt der Fastnachtsspiele
. So brach vor dem 1. Weltkrieg in Nußbach eine
Typhusepidemie aus, die durch die Verschmutzung des Dorfbachs
verursacht wurde. Eine Hygienekommission stellte fest,
dass es in einem Haus am Erbbach überhaupt keine Toilette gab.
Einige Nußbacher bauten bei der nächsten Dorffastnacht einen
Toilettenwagen und spielten bei der Dorffasent die „Schisshus-
Kommission".28

Allerdings brachen bei der „Dorffasent" immer auch Ressentiments
durch. So wurde bei der Dorffasent 1914 Anna Ritter, die
als erste Nußbacherin bei der Post arbeitete, lächerlich gemacht.
Sie reagierte zutiefst betroffen. Immerhin entschuldigten sich die
Fastnachtsspieler bei ihr, als sie 1914 in den Krieg ziehen muss-
ten.29

Eine große Rolle bei der Dorffastnacht spielte immer schon die
örtliche Musikkapelle. Zwei fotografische Dokumente zeigen die
bunt verkleideten Musiker einmal bei einem Umzug in Oberkirch


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0315