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Fastnacht im Dorf- das Beispiel Nußbach im Renchtal 319

Abb. 4: Der „Gschudi",
angeblich eine
Nußbacher Traditionsfigur
, bei der Fastnacht
1935.

tritt: Fotografien zeigen ihn bei der Fahrt mit der Kutsche und bei
einer vor dem Rathaus veranstalteten „Gschudi-Hochzeit". Nicht
nur zur Organisation der Fastnacht, sondern auch zur Lenkung
und Steuerung wurde 1934 in Nußbach ein „Elferrat" gebildet.

Im darauf folgenden Jahr 1935 zeigte es sich, dass bei der Fastnacht
durchaus alte obrigkeitskritische Tendenzen immer noch
virulent waren. Auf dem Rathausplatz wurde aus langen Stangen
ein Bohrgerüst errichtet. Dann begann man „Süßwasser" zu fördern
, das von sechs vornehmen Herren in Frack und Zylinderhut
verkostet wurde.

Hintergrund des Spiels waren Zuckerschiebereien, in die auch
viele Nußbacher Kleinbrenner verwickelt waren. „Neuerdings
haben sich die Kleinbrenner auf das Brennen von Zucker verlegt,
über Bühl und Achern gehen ganze Wagenladungen Rohrzucker
", hatte schon 1921 eine Alarmmeldung aus dem badischen
Innenministerium gelautet. Die Schwarzbrennerei veranlasste
den Staat zu Gegenaktionen. Beim Handel mit Zucker wurden
lückenlose Nachweise verlangt. Nachdem wegen Zuckerschiebereien
einige Händler und Brenner ins Gefängnis gewandert
waren, besann man sich in Nußbach auf einen anderen Trick. Ein
Kaufmann ließ eine größere Menge Zucker kommen und lagerte
ihn in einem alten Haus. Nachts wurde ein vermeintlich spektakulärer
„Einbruch" verübt. Ein großes Loch wurde in die Wand
gebrochen und ein Einbruch vorgetäuscht. Der Zucker wurde an