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320 Heinz G. Huber

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Abb. 5: Mit der
Sü ßwasserverkos tung"
(1935) wurde auf
die Zuckerschiebereien
der Schwarzbrenner
angespielt

die Nußbacher Kleinbrenner verteilt, die als eigentliche Auftraggeber
der Lieferung die „Ware" schon vorher bezahlt hatten. Der
Zoll schöpfte Verdacht und begann, Hausdurchsuchungen vorzunehmen
. Viele Kleinbrenner gerieten in Panik und schütteten die
Zuckervorräte mit blutendem Herzen in den Erbbach oder in die
Jauchegrube. Das so „gesüßte Grundwasser" sollte nunmehr bei
der Dorffasent gefördert werden.42

Damit berührten die Nußbacher einen wunden Punkt. Noch
am 19. April 1933 hatten 150 bis 200 Landwirte vor dem Zollamt
Oberkirch demonstriert - es war die letzte öffentliche Demonstration
im Renchtal. Sie forderten die Rückgabe des Branntweins,
der 1932 beschlagnahmt worden war.43 Die Unzufriedenheit der
Kleinbrenner nahm in der Folgezeit eher noch zu, als es zu Verhaftungen
und der Verhängung von hohen Geldstrafen kam. Das
rigorose Vorgehen des Zolls gegen die Kleinbrenner berührte
empfindlich das Erscheinungsbild des NS-Staates - hatten die
neuen Herren doch propagandistisch sich als Sachwalter bäuerlicher
Interessen ausgegeben.

Es gehörte jedoch auch zum fastnächtlichen Maskenspiel, dass
die Vorgänge in der Presse in einen harmlosen Zusammenhang
gestellt wurden. Nußbach präsentierte sich als „Bäderstadt", es
wurde nach „Mineralquellen" gebohrt und dabei „Süßwasser"
gefunden. Der reale Hintergrund der Fastnachtsposse war den
Einheimischen bewusst, die „närrische" Berichterstattung sollte
bewusst falsche Spuren legen.44


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