Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0354
Professor Josef Scharpf, der erste Direktor des Großherzoglichen Gymnasiums zu Offenburg 353

der führenden Universität der Zeit, zu einem Zentrum geistigen
Lebens in Südwestdeutschland geworden war. Neuhumanistisch-
hellenistische Bestrebungen und romantischer deutscher Geist
vereinigten sich in Scharpfs prägendem akademischen Lehrer,
dem Altphilologen und Archäologen Georg Friedrich Creuzer, der
die Mythologie als Wissenschaft begründet hat. Hier entwickelte
der junge „Studiosus philologiae" sein Erziehungsideal eines humanistisch
gebildeten Menschen, der durch das Studium der Antike
zu einer höheren Bewusstseinsstufe und einem besseren
Menschsein gelangen sollte. In sechs Semestern, u. a. im berühmten
Philologischen Seminar Creuzers, eignete sich Scharpf das
gesamte historische, literarische und philosophische Wissen der
Antike an und verließ 1818 mit besten Zeugnissen die Universität
. Dass ihm zudem „Fleiß, übermäßige Aufmerksamkeit und
gesetzmäßiges und anständiges Betragen" bescheinigt wurde, ist
eine Typisierung, die ihn in einer Zeit des Wartburgfestes von
1817 und Heidelberger romantischer Burschenherrlichkeit einerseits
und der Karlsbader Beschlüsse und „Demagogenverfolgung"
in der Zeit Metternichscher Restauration andererseits zwar in besonderer
Weise charakterisiert, aber nicht für die Gesamtheit seiner
Biographie Gültigkeit behalten sollte.

Als der 22-jährige Professor an das Offenburger Großherzogliche
Gymnasium kam, war er zunächst Klassenlehrer einer Quarta
mit einem Jahressalär von 650 fl („inclusive Wohnung zu 50 fl"
mit Garten und Holz- und Weindeputat) und unterrichtete, wie
auch in den Offenburger Folge jähren (in Klammern die Stundenzahl
von 1824, dem Jahr des ersten Offenburger Schulprogramms
): Deutsch (2), Latein (12), Griechisch (9), Französisch (2),
Geschichte (3) und Hebräisch (1). Das war ein umfangreiches Deputat
von immerhin 29 Wochenstunden in sechs Fächern, das
nur bei kleinen Klassen von 10-20 Schülern und stringenter Unterrichtsorganisation
zu bewerkstelligen war. Zusammen mit nur
vier weiteren Kollegen, von denen drei auch im Gymnasium
wohnten, waren mit Schulbeginn 1823 in den sechs Lehrräumen
der neuen Schule 81 Schüler in sechs Klassen zu betreuen, ungefähr
die Hälfte aus Offenburg. Diese Gelehrten- oder Mittelschule
Mittelbadens entwickelte sich durch ihr Einzugsgebiet damit zu
einem Ortenauer Provinzgymnasium.4

Die Kleinstadt Offenburg im Zentrum der jetzt badischen Or-
tenau hatte 1803 ihre kaiserlich reichsstädtische Souveränität im
habsburgischen Vorderösterreich eingebüßt und war nach Auflösung
der Kreisdirektionen von Abwanderung bedroht: 1832, als
Scharpf die Schulleitung übernahm, zählte Offenburg in seinen
mittelalterlichen Mauern nur noch 3500 Einwohner. Die Kriege
und Unruhen der 1789er Revolution und der Napoleonzeit hatten
zwar im Wiener Frieden 1815 ihren Abschluss gefunden, die


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0354