Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0356
Professor Josef Scharpf, der erste Direktor des Großherzoglichen Gymnasiums zu Offenburg 355

Seine Zeit als junger Professor an der „Lehranstalt für studierende
Knaben" von 1818-32 nutzte der 22-jährige Junggeselle
Scharpf neben dem Unterricht für Fortbildung und für die Katalogisierung
der beiden ererbten Klosterbibliotheken, wofür man
ihm 1826 „Einsicht, Sorgfalt und Genauigkeit" bescheinigte,
nicht aber die dafür erbetene Zulage als Bibliothekar gewährte.
Die ausrangierten Bücher wurden 1831 von ihm laut Zeitungsannonce
„nach dem Gewichte versteigert". Schon 1822 war sein
„moralisches Betragen als mustergültiger Lehrer" gelobt worden
und dass „der Staat in einigen Jahren ganz gewiss einen der ausgezeichnetsten
Lehrer der Jugend an ihm zu erwarten hat."6

Wie sah der Unterricht in dieser Zeit aus, was mussten die
Lehrer, was die Schüler leisten? Durch das „XIII. Edikt der kurfürstlich
badischen Landesorganisation vom 13. Mai 1803"
wurde eine einheitliche Schulordnung für das junge Land verfügt
, ebenso eine Neuorganisation der Mittel- oder Gelehrtenschulen
(Gymnasien als Progymnasien mit sechs Klassen und
Lyzeen als Vollgymnasien). Sie beinhaltete einheitliche Lehrpläne
, Schulbücher, Aufnahmebedingungen und Abschlüsse.
Auch Lehrerausbildung, Besoldung und Disziplinarrecht waren
neu geregelt. 1836 wurden die Bestimmungen durch moderne
Lehrpläne modifiziert, oberste Schulbehörde war statt der Katholischen
Kirchensektion im Innenministerium der „Oberstudienrath
" in Karlsruhe. Scharpfs Aufgabe als Direktor war es ab 1832,
diese Innovationen in der Praxis um zu setzten.

Für ihn war im ersten Jahrzehnt seines Offenburger Wirkens
neben einigen Organisationsaufgaben zunächst der Unterricht
vorrangig, wobei er im schulischen Jahresverlauf auch bestimmte
Traditionen entwickelte. In Latein, dem wichtigsten Fach des
Gymnasiums, las man bei ihm nach dem grammatischen Grundkurs
schon bald die Klassiker von Cäsar über Cicero und Vergil,
auch Horaz und Ovids Metamorphosen(z. B. Narcissus), wobei die
Schüler auch mehrere hundert Verse neben vielen Seiten der
Wortkunde auswendig memorieren mussten. Ihre lateinischen
Abhandlungen wurden bei der öffentlichen Preisverleihung in
der Gymnasiumskirche, später im „Salmen", neben Gesängen
und Reden des Direktors am Jahresende vorgetragen. Im „Festgesang
" von 1824 erklang z.B. im Chore: „Heil, dreifacher Segen/
tön' unsrer Anstalt entgegen. Sie bildet uns durch Lehren/geschöpft
aus Himmelssphären!" In Griechisch las man Herodot,
Xenophons Kyropädie und Homers Ilias, als Vorübung dazu dessen
Batrachomyomachie(Froschmäusekrieg). Die Geschichte um-
fasste die Antike und das Mittelalter, Geographie gab es nur einmal
in der Woche. Deutsch, Französisch und Mathematik wurden
wöchentlich in drei Stunden unterrichtet.4 Erst in den dreißiger
Jahren kamen moderne Fächer dazu, - eine weitere


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0356