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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0385
384 Manfred Merker

Gedenkstein für die
1939 bis 1945
gefallenen Schüler

Eintretenden als Ansporn missverstanden werden durfte. Die
Aufschrift dieser schön gemeißelten roten Porphyrtafel lautete:
MIT ERNST ZUM ZIEL. Abgemildert wurde diese eindringliche
Mahnung zum Ernst allerdings durch das immer freundliche Gesicht
und Wesen des damaligen Hausmeisters, der Ernst (Seeger)
hieß. Mit ihm, der noch allmorgendlich die Lehrer mit Handschlag
und Verbeugung begrüßte, in aller Herrgottsfrühe Koks für
die Heizung schaufeln musste und den Schülern in der einzigen
großen Pause frische Milch verkaufte, ging man sicher gern ernst
um Ziel. Die nächste Mahnung zu ernsthaftem Eifer(studium) für
das Lernen (doctrina) erging an die „ Pennäler" dann am Gitter
der Schultür. Im ersten Stock spornte danach ein großes Wandfresko
die auf ausgetretenen Sandsteinstufen an schmiedeeisernen
Geländern Hinaufgestiegenen mit Worten aus der Perikles-
rede des Thukydides (431 v. Chr.) zu edlem Denken an, flankiert
von einem Fackel und Lorbeer tragenden halbnackten Jüngling
und einer Harfe spielenden, Toga umwallten weiblichen Muse
inmitten eines zu den Sternen weisenden Philosophen. Insgesamt
schufen diese Symbole und ihr Ambiente für den Neuankömmling
die nostalgische Atmosphäre von Rühmanns Feuerzangenbowle
.

Die schöne Tafel mit dem ernsten Ziel war bis 2002 in einem
der vorderen Gewölbekeller des Kapuzinerklosters in der Verwahrung
der Archäologie-AG des Gymnasiums, die Ende des Jahres

gerade den Archäologiepreis des Landes Baden-
Württemberg erhalten hatte. Unter der letzten
Direktion ist sie dann irgendwann einmal irgendwohin
verschwunden und leider nicht
mehr Teil der schulischen Traditionspflege vor
Ort. Im hinteren Gewölbekeller dagegen ruhen
noch heute in situ die zum Teil sichtbaren Gebeine
von 52 Kapuzinermönchen, die einst
diese Klosterschule erbaut und somit für das
Gymnasium erhalten haben.

non omnis moriar

Der am 05. März 1955 aufgestellte Gedenkstein
für die im Zweiten Weltkrieg 1939-1945 gefallenen
Schüler des Gymnasiums, der ein vergessenes
Stück Schulgeschichte verkörpert, zitiert
den sechsten Vers der berühmten Horazode
Carmen III, 30, welche ganze Schülergenerationen
immer wieder aus ihrem Repertoir extemporieren
mussten. „exegi monumentum" (ich
habe mir eine Denkmal geschaffen) rühmt sich


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