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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0386
Archäologische Spuren der 350-jährigen Schulgeschichte des Offenburger Gymnasiums 385

der augusteische Dichter Horaz nach Abschluss seiner ersten drei
Odenbücher im Jahre 23 v. Chr., mit denen er Unsterblichkeit für
sich erhoffte. Er werde mit seinem Werk nicht völlig in Vergessenheit
geraten (non omnis moriar), solange der römische Ponti-
fex mit der schweigenden Vestalin die Stufen zum Kapitol hinaufsteige
. Hat er damit und darüber hinaus nicht Recht behalten?
Und gilt das auch für unsere in den beiden Weltkriegen Gefallenen
? 1955 noch standen die Namen der 1914-1918 gefallenen
vier Lehrer und 24 Schüler auf einer Bronzetafel im Haupteingang
(Unterschrift:„victi victis victuris", die Besiegten den Besiegten
, die siegen werden). Die der 55 Gefallenen und 23 Vermissten
des Zweiten Weltkriegs las man im Sprechzimmer der Schule.
Sucht man heute ihre Namen, so findet man nur einen kleinen
Teil von ihnen auf einer hölzernen Ehrentafel im oben genannten
vorderen Keller des Kapuzinerklosters unter der Überschrift:
„abierunt, non obierunt" (sie gingen fort, nicht unter). So ist
auch hier im Zuge des allgemeinen Rückgangs der öffentlichen
Trauerkultur nur ein Teilgedenken übrig geblieben.

Der fast mannshohe granitene Findling mit der Gedenkaufschrift
steht heute direkt vor der inneren südlichen Stadtmauer
an der Abfahrt zum Fahrradkeller in einem verschwiegenen kleinen
Gartenstück der Schule. Er war zum 2000. Horazjahr im Jahre
1991 Mittelpunkt einer kleinen Gedenkfeier geschichtsbewusster
Lateiner, Lehrer und Schüler von der Sexta bis zur Oberprima, bei
der diese Horazode deklamiert wurde. Der eindrucksvolle wuchtige
Granitblock hatte damals aber schon einige materielle Beeinträchtigungen
erlitten: Die schönen eingelegten Bronzebuchstaben
der Aufschrift waren über Nacht für immer verschwunden,
und niemand hatte es bislang gemerkt. Die andere Materialeinbuße
resultierte aus einer sehr gewagten Schülerübersetzung:
Allen Ernstes hatte ein Schüler den Horazvers des Nichtvergessen-
werdens „non omnis moriar" zu verdeutschen versucht mit dem
Statement „ich bin nicht ganz aus Marmor"!

„habent sua fata lapilli", - auch Steine haben ihr Schicksal.

Sicher gibt es noch weitere sichtbare Zeugnisse unserer Schulgeschichte
. Dazu gehört beispielsweise der große Bankettsaal im
schulnahen ehemaligen Gasthaus „Zum Salinen", in dem 1843
unter Federführung des damaligen Gymnasialdirektors F. Weißgerber
die große 25-Jahrfeier der badischen Verfassung stattfand.
Die kleinen Gymnasiasten erhielten damals ein Konterfei des
Großherzogs und Brezel, die größeren ein Verfassungsexemplar.
Hier fanden seit den 40-er Jahren des 19. Jahrhunderts auch alle
Schulfeiern statt, zumal die Gymnasiumskirche ab 1847 der
neuen evangelischen Gemeinde Ottenburgs, später den Altkatholiken
, zur Mitbenutzung zur Verfügung gestellt worden war. Und


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