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Nachruf auf Prof. Dr. Rolf Kruse

Am 27. Februar 2010 verstarb der renommierte Wissenschaftler, Beirat und
ehemalige Vorsitzende der Mitgliedergruppe Kehl, Prof. Dr. Rolf Kruse, im
Alter von 81 Jahren. „Mediziner, Musiker, Historiker, Mensch", so überschrieb
die Kehler Zeitung ihren Beitrag, in dem Prof. Dr. Kruse, geboren 1928, anlässlich
seines 80. Geburtstags 2008 gewürdigt wurde. Der Vorstand des Historischen
Vereins Kehl, der ihm damals gratulierte, fügte ein weiteres wesentliches
Charaktermerkmal noch hinzu: Kruse - der Menschenfreund. Weit über den
Historischen Verein für Mittelbaden hinaus bleibt uns der Verstorbene mit
seiner freundlichen, aufgeschlossenen Art in Erinnerung. Er war stets gesprächsbereit
, das Gegenteil von unnahbar. Hemmungen eines Gesprächspartners
verstand er leicht zu überbrücken. Mit anderen Worten, ebenfalls nachzulesen
in der Würdigung der Kehler Zeitung von November 2008: „Bei allen
seinen Verdiensten, die er sich erworben hat, ist er doch immer der freundliche
und bescheidene ,Herr Kruse' geblieben."

Der europaweit anerkannte Mediziner Prof. Dr. Kruse leitete von 1969 bis
1993 die Korker Anstalten und übernahm am 10. März 1995 den 1. Vorsitzenden
des Historischen Vereins Kehl Hanauerland - so damals noch der Vereinsname
. Von 2003 an war Professor Kruse auch Beisitzer im Vorstand des Historischen
Vereins für Mittelbaden. 2004 wurde er für seine Leistungen als Mediziner
und Historiker mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. In der Begründung
sind seine Verdienste um die Orts- und Regionalgeschichte sowie um den Historischen
Verein Kehl so beschrieben: Die Übernahme des Vorsitzes des Historischen
Vereins Kehl-Hanauerland nach Abschluss einer glänzenden Karriere
als Arzt, Hochschullehrer und Leiter einer bedeutenden Klinik für an Epilepsie
erkrankte Kinder. Seine Erforschung und Darstellung des Einflusses, den die
Stadt Strasbourg und der Fürstbischof von Strasbourg auf Kehl und seine Umgebung
in politischer und kultureller Hinsicht ausgeübt haben. Zu diesen Themen
organisierte er zahlreiche Vorträge und Studienfahrten. Er organisierte
eine Vortragsmatinee über geschichtliche Themen beim Treffen der Partnerstädte
Kehl und Montmorency. Ein besonderes Anliegen lag Prof. Kruse in der
Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus durch Vorträge über
die Gräueltaten an Kehler Juden in der Reichspogromnacht und die Initiierung
eines breiten Trägerkreises, der sich seither die alljährliche Gestaltung des
Tages der Opfer des Nationalsozialismus zur Aufgabe macht. Er gab 2000 die
„Hagada des 20. Jahrhunderts" von Nicolas Rosenthal heraus und regte zur
Einladung der noch lebenden ehemaligen jüdischen Bürger Kehls in ihre Vaterstadt
zur Vorstellung dieses Buches an. Prof. Dr. Kruse übernahm die Herausgeberschaft
zweier Chroniken bekannter Kehler Familien.

Prof. Kruse blieb bis 2005 im Amt des 1. Vorsitzenden und unterstützte den
Verein auch danach mit Rat und Tat. Vier Tage vor seinem Tode hat er sich
telefonisch nach dem Stand einiger Kehler Vereinsangelegenheiten erkundigt.
Es ging in dem Gespräch unter anderem um die Frage, ob in Kehl Stolpersteine
zur Erinnerung an Opfer des Holocausts gesetzt werden. Die Sorge um einen
angemessenen Umgang mit der Vergangenheit und die daraus folgende Verpflichtung
, die Erinnerung an die jüdischen Mitbürger wachzuhalten, haben
ihn bis zuletzt beschäftigt.

Der Historische Verein für Mittelbaden hat mit dem Tod Prof. Dr. Kruse eine
seiner bedeutendsten Persönlichkeiten verloren.

Wolf gang M. Galt