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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0458
Berichte der Mitgliedergruppen 45 7

Gengenbach

Im Juni 2003 hatte der Historische Verein schon einmal vorgefühlt, ob die
Anregung zu einer Aktion „Stolpersteine" bei den kommunalen Entscheidungsgremien
auf Sympathie stoßen würde. Nachdem sich eine eher verhaltene
und zögerliche Haltung abzeichnete, wurde die als verfrüht empfundene
Idee auf später verschoben. Deshalb war die Freude groß, als auf Initiative
einer aus Schülerinnen und Lehrern bestehenden Projektgruppe am Maria-
Schanzenbach-Gymnasium am 26. Mai sechs Stolpersteine im Gehwegpflaster
eingelassen wurden. Solo-Oboe und Gedichte von Nelly Sachs begleiteten bei
Blitz, Donner und Regen die Verlegung. Zwei der mit einer Messingplatte und
Lebensdaten versehenen Steine vor dem Gebäude Hauptstraße 18 erinnern
jetzt an die jüdischen Mitbürger Isaak und Adolf Valfer, die von der Gründung
bis 1933 angesehene Mitglieder des Historischen Vereins gewesen waren.

Die traditionelle Studienfahrt gemeinsam mit dem katholischen Bildungswerk
führte diesmal nach Augsburg. Auf der Hinfahrt standen eine Besichtigung
der Klosterkirche und des Bibliothekssaals des ehemaligen Benediktinerklosters
Wiblingen sowie eine Führung im Ulmer Münster auf dem Programm.
Der Aufenthalt in Augsburg war ausgefüllt mit Stadtführungen, u. a. Weinmarkt
, Fuggerei, Rathaus, St. Anna. In der Kirche St. Ulrich und Afra konnte
der anlässlich eines Treffens der Ulrichsbruderschaft aufgestellte Ulrichsschrein
und das Ulrichskreuz aus nächster Nähe bewundert werden. Im Dom
St.Maria brachte Pfarrer Dr. Udo Hildenbrand wieder ein kleines Orgelkonzert
zu Gehör, das längst zu einem Ruhepunkt auf diesen Studienreisen geworden
ist. Der Zufall wollte es, dass am Tag des Besuchs die „Lange Nacht der Fugger"
gefeiert wurde. Anlass war der 550. Geburtstag von Jakob II. Fugger, dem Begründer
des Hauses und Bankier der Kaiser und Päpste. In der Stadt wurde an
mehreren Orten reichlich Kultur in vielerlei Facetten geboten. Die Rückfahrt
führte über die kunstgeschichtlich bedeutenden ehemaligen Klöster Blaubeuren
und Bebenhausen bei Tübingen.

Auf dem 800 m2 großen abgeräumten Platz für die umstrittene, angesichts
der geschätzten Altstadt zu wuchtige neue Löwenbergbebauung fanden im Juli
und August archäologische Führungen statt, bei denen das Grabungsteam des
Referats für Denkmalpflege anhand der in etwa zwei Meter Tiefe freigelegten
Baustrukturen über neue Aspekte der frühen Stadtwerdung (um 1230) berichtete
. Dabei wurde herausgestellt, dass der ursprüngliche Besiedlungsort, nämlich
die erste Klosterleutesiedlung am früheren Bachlauf des Haigerachs, auch
der neue Siedlungskern nach der Stadtgründung war, d. h. es fand - wie sonst
häufig - keine Mittelpunktverlagerung statt. Neben interessanten Bodenrunden
, darunter eine Ofenkachel mit Narr und Stadtwappen (etwa 1450-1500),
konnte als ältestes nachgewiesenes Zeugnis eines Profanbaues außerhalb des
Klosters ein Tannenholz-Schwellbalken von Vereinsmitgliedern geborgen werden
, auf dessen exakte dendrologische Datierung man gespannt sein darf.

Das Motto des Denkmaltages „Historische Orte des Genusses" war in Gengenbach
um seine spirituelle Dimension erweitert worden. Nach kurzem Besuch
der alten Klostermühle (das Wasserrad wird zurzeit restauriert) wurden
die Besucher im Schatten des Refektoriumgebäudes mit den Essenszubereitungen
in der Klosterküche sowie der Kultur des Essens und Trinkens der Mönche
bei den Mahlzeiten vertraut gemacht. Dazu hörte man entsprechende Passagen
der Benediktinerregel aus dem 6. Jahrhundert über das einzuhaltende
rechte Maß. Essen und Trinken war durchaus auch Genuss für den Geist! Der
Kräutergarten mit Erläuterungen über Geschichte und Kultur sowie über Art
und Anzahl der darin wachsenden Heil- und Würzkräuter war die nächste
Station. Auf der Reichenau wurden z. B. 24 Heilpflanzen unter Abt Walafrid
Strabo in einem in Kreuzform angelegten Garten angepflanzt.


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