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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 24
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0025
Kloster und Stadt Gengenbach im kulturellen Kontext der Jahrhunderte

Die bedeutendste und entscheidenste Zeit für Kloster und
Stadt Gengenbach war die Amtsperiode (1354-1374) des 72.
Abtes Lamprecht von Brunn (1320/30-1399). Aufgrund seiner
Bildung und seiner herausragenden Persönlichkeit realisierte er
eine ungewöhnlich steile Karriere, bis zum Kanzler und Berater
von Kaiser Karl IV. Er war zudem nicht nur Bischof von Speyer
und Brixen, sondern ab 1371 auch Bischof von Straßburg. Dieses
Amt nahm er besonders gerne an, weil er jetzt die Möglichkeit
hatte, das Gengenbacher Kloster intensiv zu betreuen. Durch
seine guten Kontakte zu Kaiser Karl IV. erreichte er, dass Gengenbach
1365/66 freie Reichsstadt wurde oder, wie es so schön heißt,
eine Stadt des Kaisers und des Reiches, unsere und des Reiches Stadt,
was zur Bezeichnung Freie Reichsstadt führte. Lamprecht von
Brunn wollte mit dieser Maßnahme der Stadt Gengenbach mehr
Autonomie geben und mit ihr einen gewichtigen Gegenpol zum
Kloster setzen. Er beabsichtigte damit auch die Streitigkeiten zwischen
Kloster und Stadt zu reduzieren. Schon allein bei der Bestellung
des Schultheißes der Stadt kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen
zwischen dem Kloster und der Bürgerschaft.
Denn es war so, dass der Schultheiß zweien zu dienen hatte, einmal
dem Kloster und zum anderen der Verwaltung seiner Stadt.
Lamprecht verbesserte zudem nicht nur das Schulwesen, sondern
erweiterte auch den alten Rat von zwölf Personen um weitere
zwölf Mitglieder, dem jungen Rat. Diese Bürger rekrutierten sich
aus den verschiedenen Zünften der Stadt.

Die Entscheidung, Gengenbach zur freien Reichsstadt zu erklären
, war richtig, weil sie sich damit wesentlich intensiver
gegen das übermächtige Kloster wehren konnte und somit die
Konfliktsituationen bisweil in ihrem Sinne entschied. Wir haben
damit zwei wichtige Entscheidungsträger: das Kloster auf der
einen und die Stadt auf der anderen Seite. Das unterschied Gengenbach
ganz erheblich von den Residenzstädten, die grundsätzlich
von den herrschenden Königen, Fürsten, Markgrafen oder
Grafen gestaltet wurden. Sie beriefen von außen Architekten,
Maler und Wissenschaftler, die zur Realisierung ihrer Vorstellungen
beitrugen und sie ausführten.

Dieser Ansatz ist vonseiten der Stadt Gengenbach erst im 18.
Jahrhundert zu erkennen. Zurzeit hielten noch die Spannungen
zwischen Kloster und dem Rat der Stadt an. Erneuten Konfliktstoff
brachte die Idee, das Kloster nur noch für Adelige freizugeben
. Doch Kaiser Maximilian I. (1459-1519), der Gengenbach
und hier den Abt Philipp von Eselsberg (1507-1531) mehrfach
besuchte, war nicht bereit, das Kloster in ein Chorherrenstift umzugestalten
, womit die Abtei in ihrer bisherigen Form erhalten
blieb.


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