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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 49
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^ Q Hans Harter

Das Bodensee-Rhein-Unternehmen der „Gebrüder Trautwein"

Noch einmal wagten Schiltacher Schiffer ein Engagement außerhalb
des Kinzigtals: Die 1850er Jahre waren, wie Ad. Chr. Trautwein
berichtet, „für den Holzhandel sehr günstige". Er trat in den
Betrieb seines Vaters, seiner Brüder Ulrich und Johannes und des
Schwagers Jakob Friedrich Koch ein, die alle Flößer waren und als
„Gebrüder Trautwein" firmierten.93 Nach dem Ausbruch des
Krimkriegs 1853 gestalteten sich „die Holzpreise immer besser",
besonders stark war die Nachfrage nach den im Haus-, Schiffsund
Bergbau begehrten Forlen (Kiefern). Eine Neuheit waren
Kühlschiffe aus Forlen-Flecklingen für Bierbrauereien, die ein
Straßburger Zimmermann bis Paris und Lyon lieferte.94 „Man
machte förmlich Jagd auf starke Forlen" mit ihrem roten Holz,
was Ad. Chr. Trautwein bis auf den Hochschwarzwald führte, wo
er in Herzogenweiler, Vöhrenbach und Bregenbach Käufe
machte. Die Stämme wurden mit Fuhrwerken nach Gutach-Turm
transportiert und kinzigabwärts geflößt. Als Besonderheit hielt er
ein Geschäft mit dem Graf von Bodman am Bodensee fest, von
dem sie gleichfalls „eine Parthie Forlen" erwarben. Diese wurden
an den See geführt, dort zum Gestör zusammen gemacht und mit dem
Dampfschiff nach Konstanz geschleppt Von da aus auf dem Rhein
und Untersee bis Schaffhausen geflößt, wo man sie wegen dem Rheinfall
wieder aus dem Wasser nehmen mußte und per Wagen bis unterhalb
des Rheinfalles brachte. Dort wurde das Holz wieder zum Floß
zusammengestellt und so bis nach Kehl verbracht An diesem Geschäft
wurde aber nichts verdient, da die Transportkosten zu hoch waren.95

Angesichts der damaligen Holzkonjunktur vergrößerten die Gebrüder
Trautwein ihren Geschäftsradius also beträchtlich und
probierten jetzt ihrerseits, worüber schon 1838 berichtet wurde:
Die Wälder um den Bodensee in einen großräumigen Holzhandel
einzubeziehen, mit dem See und dem Rhein als Transportachse.
Dabei trafen sich Moderne und Mittelalter: Zum Schleppen der
Gestöre wurden erstmals Dampfschiffe eingesetzt, am Rheinfall
aber musste umständlich hantiert werden. Bereits 1609 und 1782
gab es Projekte zu seiner Umgehung, „um vom Bodensee bis zum
Meere eine ungehemmte Schiffahrt herzustellen".96 Zuletzt hatte
1817 ein bayerischer Bergrat der Schaffhauser Kantonsregierung
den Plan unterbreitet, ihn durch einen unterirdischen Kanal
„gänzlich zu vernichten", was das um sein Monopol fürchtende
Schaffhausen, das vom Umladen am Rheinfall profitierte, vereitelte
.97

Für die unterhalb des Rheinfalls wieder zusammengebauten
Flöße gab es Vorschriften: Sie durften nicht breiter als 7 m und
länger als 40 m sein, waren also nur einzelne Gestöre, die we-


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