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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 107
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Peter Künzel

Von dieser feindseligen Atmosphäre umgeben, entschloss
man sich, das Haus Gaswerkstr. 17 zu verkaufen. Unter den beschämenden
Bedingungen der „Arisierung" wurde der Besitz bereits
am 25.1.1939 an einen Käufer aus Offenburg überschrieben.
Immerhin gestand der Art. 4 des Kaufvertrages den ehemaligen
Eigentümern ein vorläufiges Bleiberecht zu: „Der Verkäufer
Hammel darf mit seiner Familie seine bisherige Wohnung im 2. Stock
des verkauften Hauses gegen Zahlung einer monatlichen Miete von
30 RM benutzen ... Die Räumung der Wohnung hat spätestens mit der
Auswanderung zu erfolgen. Bis dahin ist eine Kündigung seitens des
Käufers ausgeschlossen."15

Auch die Kinder wurden Opfer der Ausgrenzungspolitik. Nach
Mitte der 1930er Jahre erfuhr Kurt eine wachsende Drangsalierung
durch Mitschüler und Lehrer. „Ich bin oft bei Kurt Hammel
gewesen. Zu Anfang, in den ersten zwei Klassen, da haben wir freundliche
Lehrer gehabt, da hatte er keine Nachteile. Die Lehrer waren anfangs
nur Frauen, aber in der 3. Klasse fing es schon an. Da waren
dann überzeugte Nazis als Lehrer da. "16 Er musste kränkendes Verhalten
erdulden, das bis zur gemeinen Bloßstellung vor seinen
Kameraden ging.

Mit dem 9. November 1938 endete für Ingeborg mit der 6.,
Kurt mit der 5. und Rudolf Hammel mit der 2. Klasse ihre schulische
Ausbildung an der Volksschule in Offenburg. Hedwig hatte
als einziges der Kinder als Schülerin der 8a an Ostern 1938 einen
Schulabschluss geschafft. Alle Fächer sind mit gut, ihr Fleiß ist
mit sehr gut bewertet. Auf dem Zeugnis steht: „Die Volksschulpflicht
ist nunmehr beendet. Die Schülerin wird mit den besten Wünschen
für das weitere Fortkommen aus der Volksschule entlassen, hat
aber noch 3 Jahre die Fortbildungsschule zu besuchen. Rektor: Hahn
Klassenlehrer: Josef Würthle/n?

Dazu kam es aber nicht mehr. Alle jüdischen Schülerinnen
und Schüler mussten jetzt in eigenständigen Klassen unterrichtet
werden. Zu diesem Zweck war mit Erlass des Ministers für Kultus
und Unterricht bereits am 21.10.1936 eine jüdische Schulabteilung
in Freiburg eingerichtet worden, der zwei Schulräume in der
Lessingschule zugewiesen wurden.18

Für alle vier Kinder unserer Familien Hammel stellte die Einrichtung
der „Jüdischen Schule Freiburg" nur ein kurzes Zwischenspiel
dar; es war das Ende ihrer schulischen Ausbildung
überhaupt. In vier Klassen wurden die insgesamt etwa 60 Schülerinnen
und Schüler auf alle acht Schuljahre verteilt und von wenigen
Lehrkräften unterrichtet.19 Alle Kinder mussten während
der Schulwoche aus ihren Heimatgemeinden Offenburg, Villingen
, Ihringen, Breisach, Kippenheim, Emmendingen usw. zu
Gasteltern nach Freiburg ziehen und durften nur am Wochen-


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