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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 113
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Peter Künzel

deportierten) Eltern wiedersehen zu können, werden dem Zweck
geopfert, ein bestimmtes Kontingent an jüdischer Bevölkerung
an das deutsche Besatzungsregime auszuliefern.33 Eine Woche
später werden sie mit convoi 31 nach Auschwitz weiter deportiert
und nach der Ankunft, wie auch alle Kinder, sofort ermordet. Es
gibt kein Lebenszeichen mehr von ihnen; sie sind verschollen.

Die Kinder retten?

Wussten die beiden Mädchen, was mit ihren Eltern geschah,
nachdem sie selbst nach Montpellier umsiedeln konnten? Hedwig
schrieb später: „Aus der Korrespondenz, die wir danach mit unseren
Eltern aufrechterhielten, erfuhren wir, dass sie am 11. (richtig 4.,
P.K.) September 1942 von Rivesaltes nach dem Lager Drancy verbracht
wurden."34 Und welche Gedanken und Erinnerungen gingen Julius
und Irma Hammel durch den Kopf, als sie an diesem Tag
durch Montpellier fuhren?

Für Ingeborg und Hedwig galt die Entlassung aus dem Lagerverband
nur vorübergehend; es war eine Art Urlaub auf Zeit ohne
befreiende Wirkung, mit Meldepflicht in der Stadt und unter
ständiger Überwachung durch die Polizei. Vor allem galt die
Klausel, ins Lager zurückzukehren, wenn dies eingefordert würde.

Und genau das trat schneller als erwartet ein. „In August or
September 1942 we were tipped offthat we had to flee as they were
recallingpoeple like us back to the concentration camp (presumably for
transportation to the extermination camps) ...//35 In dieser höchst
bedrohlichen Situation halfen Hedwig ihre Verbindungen mit
der OSE weiter: es könnte gelingen, so diese, mittels eines bewährten
Kontaktes in Annecy, Departement Haute-Savoie, eine
Flucht über die nahe Grenze in die Schweiz zu riskieren. Überraschend
kam auch Hilfe von Dr. Cazal, der eine verheiratete
Schwester in Annecy hatte und deren Adresse er den Mädchen
auf den Weg gab, als sie ihm ihr abenteuerliches Vorhaben offenbarten
. Schon bald nach ihrer Abreise dramatische Momente: „In
Lyon, at a check-point in a railroad Station, german soldiers practically
caught us and we ran, with the soldiers shooting at us, blindly fol-
lowing the railroad trucks in the dark. Finally catching an empty train,
we jumped on it, were helped by the railroad men, who latergot us on
a train to Annecy".2,6

Glücklich und ohne weiteren Zwischenfall erreichten sie Annecy
. Aber offenbar geschockt, der nackten Gefahr gerade noch
entkommen zu sein, weigerte sich Ingeborg, das erneute Risiko
einer Grenzübertretung einzugehen. So blieben beide in dieser
französischen Kleinstadt, Hedwig bei den Verwandten Cazals,
den Perreaus, und Ingeborg bei einer Familie namens Paccard.


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