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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 115
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Peter Künzel

Monsieur Hammel Julius/Madame Hammel nee Hammel Irma nee le
... en Allemagne, a ete interne(e) ä Drancy jusqu 'au 11.9.42 (et) est
actuellement deporte(e) en Allemagne, etd'apres nos fichiers n'estpas
encore rentre(e) ä cette date."2,7 Diese Nachricht war niederschmetternd
und ließ keine Hoffnung auf eine Rückkehr (woher -
wohin?) zu.

Am 6. Juli 1946 verließen Ingeborg und Hedwig Hammel für
immer Europa und wanderten von Bordeaux aus auf dem Dampfer
Alfred E. Smith nach Galveston/Texas aus. Finanzielle Unterstützung
leistete, neben einem französischen Kriegswaisenfonds,
vor allem ihre Tante Dora dank einer großzügigen Hilfsbereitschaft
. Sie, die auch in die USA ausgewandert war, ließ die beiden
Nichten zu sich nach New York kommen und ebnete ihnen
damit den Start in ein zweites Leben.

Das Schloss Le Masgelier, bereits 1939 angemietet, um im Bedarfsfall
Kinder aus der Region Paris zu evakuieren, ist eines der
18 Kinderheime, welche die OSE bis Februar 1944 betreibt. Sie
sind entweder frei oder konfessionsgebunden, liegen zumeist in
Mittelfrankreich und bevorzugt an Standorten abseits größerer
Ansiedlungen, um ein halbautarkes Leben zu ermöglichen, zu
dem die Kinder ihren Beitrag leisten. „Als 1941 die ersten Kinder
aus den Lagern eintreffen, entwickeln die Ärzte ein Konzept zur Verbesserung
des Ernährungszustandes und der Intensivpflege. Die Probleme
sind auch psychologischer Art: die Kinder sind ohne Zweifel
glücklich, aber sie können das Lager nicht vergessen. Erst jetzt erkennen
sie das volle Ausmaß der Deprivation dort, und sie leiden an einer
echten Hungerphobie ... Das Schicksal ihrer im Lager zurückgebliebenen
Angehörigen liegt ihnen sehr am Herzen/'38

Le Masgelier ist für die Unterbringung der Kinder völlig umgebaut
worden, mit Schlaf- und Esssälen, Duschen, Unterrichtsräumen
, sogar einer staatlichen Schule. In einem Bericht des Leiters
über die eigenen Erziehungsziele heißt es für Le Masgelier im
Jahre 1942: „Schulung und Betreuung der 122 Kinder des Heimes
werden durch erfahrenes Personal gewährleistet. Die Kinder erhalten
Unterricht und arbeiten sehr aktiv in dem zwei Hektar großen Gemüsegarten
und einem Obstgarten mit gut hundert Obstbäumen. Der Obst-
und Gemüsegarten ist zu einer wertvollen Versorgungsquelle für das
Heim geworden: neben den Kartoffeln kommt auch sämtliches Gemüse
aus dem eigenen Garten ... Die Mädchen lernen nähen. Eine Gruppe
von Jungen macht bei örtlichen Handwerkern ein Praktikum. Die Heimleitung
hat im Frühjahr 1942 einen Anbau fertiggestellt, der fünfzig
ältere Jungen aufnehmen soll. Dort wird eine Schule für die Ausbildung
zum Polier eingerichtet werden, die die Jugendlichen auf eine Laufbahn
als Bauarbeiter vorbereiten und so ihre Zukunft sichern soll... "39


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