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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 117
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0118
Hg Peter Künzel

Polizei wieder in die großen Lager zurücktransportiert würden,
um sie in die besetzte Zone zu verschleppen.

Und so geschah es auch. Der nachfolgende Bericht vermittelt
etwas von der dramatischen Situation, in welche die Heime der
OSE unter diesen Umständen geraten: „Sechs Tage nach der Razzia
vom 26. August 1942 wird der Polizeichef von Gueret vom Präfekten
beauftragt, die Abfahrt vom Bahnhof La Souterraine am 2. September
um 0.11 Uhr in Richtung Rivesaltes zu organisieren, betreffend 33
ausländische jüdische Kinder, welche in den Schlössern Chabannes
und Le Masgelier untergekommen sind ... Zweimal am Abend des
1. September ist er ins Schloss gegangen, um mit den Leitern der Kinderheime
den Transport nach La Souterraine für diejenigen Kinder zu
besprechen, die auf der ihm vorliegenden Liste aufgeführt waren. Alles
klappt ohne Zwischenfall in Le Masgelier, aber in Chabannes sind
6 Kinder verschwunden ... Der Direktor von Chabannes, M. Chevrier,
wird von ihm folgendermaßen eingeschätzt: ,Bei der Untersuchung, die
ich eingeleitet habe, kam heraus, dass M. Chevrier, obgleich entsprechend
vor gewarnt, keine Maßnahmen ergriffen hat, die Tlucht der Kinder
zu unterbinden. Auf der anderen Seite habe ich keinen Beweis, der
mir erlaubt zu sagen, dass er sie begünstigt habe. "'41 Die Kinderheime
sind zu gefährlichen Fallen geworden.

Was tun? Unter dem Eindruck solcher Erfahrungen beschloss
die OSE einen radikalen Strategiewechsel. Sie entschied sich, die
Kinderheime zu schließen, aber nur allmählich, um so wenig wie
möglich Aufmerksamkeit zu erregen und um die Fassade ihrer
Legalität aufrechtzuerhalten. Sodann aber galt es, die Kinder der
drohenden Deportation zu entziehen; diese Aufgabe war entschieden
schwieriger, da es sich um etwa 1500 Betroffene in den
eigenen Häusern handelte, verschiedensten Alters, meist ohne
Bildung und durch Lagerhaft traumatisiert. Unter dem Motto
„Vider les maisons/cacher les enfants" (Häuser leeren, Kinder verstecken
) wurde eine der bemerkenswertesten und dennoch am
wenigsten bekannten Hilfsaktionen im Verlauf des Zweiten Weltkrieges
gestartet. Um jüdischen Kindern eine Überlebenschance
im - notwendigerweise rettungssichernden - Versteck zu geben,
waren viele Voraussetzungen zu erfüllen.

Man musste

- ihnen eine neue nicht-jüdische Identität geben („aryaniser les
enfants");

- sie in ein nicht-jüdisches weltliches oder religiöses Milieu implantieren
(sie Privatleuten anvertrauen, in Klöstern, Internaten
... verstecken);

- sie durch junge Sozialarbeiter/-innen umfassend betreuen, was
natürlich den Kontakt mit den Gasteltern einschloss und auch


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