http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0121
Zur Schicksalswende zweier jüdischer Viehhändler-Familien aus Offenburg
hat uns auch schon geschrieben, daß wir nach Palästina kommen sollen
. Wir haben ihm aber sofort geschrieben, daß wir nicht nach P.
gehen wollen, sondern zu Euch nach Amerika. Wir sind sehr froh, daß
unsere Papiere fertig sind. Vielen vielen Dank dafür. Ich persönlich
kann nicht den Tag erwarten, bis ich zu Euch kommen kann. Ich
denke, daß Ihr das Visum hier zu uns schicken müßt."46
Vermutlich verzögert die komplizierte Beschaffung von Visa
für die beiden Jungen eine schnellere Ausreise. Finanziell ist alles
geregelt, seit Machol im Februar 1946 einen Betrag von 850 $ für
die Schiffspassage beider hinterlegt hat, dazu später noch einmal
200 $ für die Eisenbahnfahrt von New York nach San Francisco.
Endlich dann der ersehnte Moment: Mitte August 1946 überqueren
sie von Rouen aus den Atlantik nach New York und kommen
im September bei den Verwandten Machol in San Francisco
an. Die Jungen, die ihre Eltern verloren haben, sind 18 und 15
Jahre alt; in der Familie ihres Onkels finden sie liebevolle Aufnahme
.
Anmerkungen
1 Staatsarchiv Freiburg (StAF), F 196/1-04 714 Julius Hammel Erben
2 Leopold Baum, ehemaliger Nachbar in Offenburg, am 17.2.1959 in einem Brief an Kurt Hammel. In:
StAF, F 196/1 - 07303 Paul Hammel
3 Zahlendaten zu Paul Hammel a. a. O., zu Julius Hammel a. a. O., F 200/7 - 01737
4 Vgl. Anm. 1. Zur Lage der Viehwirtschaft in Offenburg: Martin Ruch, Verfolgung und Widerstand in
Offenburg 1933-1945. Offenburg 1995, 313ff.
5 StAF, F 196/1 - 10025 Irma Hammel Erben
6 Vgl. Anm. 1
7 Vgl. Anm. 3 Julius Hammel
8 Sehr detailliert Ruch, a. a. O., 368 ff.
9 Kurt Hammel an das Landesamt für Wiedergutmachung, in: StAF, F 196/1 - 07306
10 StAF, F 196/1 - 7308 Mina Hammel. Minas Bruder Julius Machol hatte bereits 1939 bei einer Schifffahrtsgesellschaft
in den USA eine Summe hinterlegt, die die Überfahrt der gesamten Familie gesichert
hätte. Die „Arisierung" von Zellerstr. 21 findet am 31.1.1942 statt. Der Käufer ist der unmittelbare
Nachbar. Vgl. Anm. 9
11 Stadtarchiv Offenburg, Bestand Nachlass Julius Hammel
12 StAF, B 728/1 - 4332
13 Vgl. Anm. 11
14 Vgl. Anm. 1
15 Vgl. Anm. 1, auch StAF F 200/7 - 01737. Allein schon der ungeheure Zeitdruck, unter dem der Verkauf
stand (J. Hammel war gerade ein Monat aus Dachau zurück) und die entwürdigende Prozedur des Genehmigungsverfahrens
sprachen seriösen Verkaufsbedingungen Hohn.
16 Ruch, a.a.O., 28f.
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