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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 145
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146 Heinz G-Huber

Nachtquartier gewährt. Das Harzerträgnis belief sich im Jahr 1778
auf 957 Hocken, es hatte ein Gewicht von 114 Zentner. Am 23.
August wurden den Harzern in Allerheiligen dafür zusammen
125 fl. 24xer überreicht, sie wurden mit einem Mittagessen und
vier Maß Wein beköstigt. Nach dem Weiterverkauf des Harzes
blieb für das Kloster ein Gewinn von 191 fl. 9xer.20

Das Harzen in den schauenburgischen Adelswaldungen wurde
nach dem 30-jährigen Krieg auf eine festgelegte Bestandszeit vergeben
. Die Bauern mussten für das Harzen in den schauenburgischen
Wäldern einen Gulden jährlich entrichten.21 Für die seit
dem 18. Jahrhundert stetig zunehmende Schicht von landarmen
Tagelöhnern bot das „Harzgeschäft" eine wichtige temporäre
Verdienstmöglichkeit.

„Schädigung des Waldes" - Harzgewinnung in der Kritik

In der Harzgewinnung unterscheidet man zwei Verfahren. Bei der
Lebendharzung wird Harz aus dem Stamm lebender Bäume gewonnen
, die durch Lachten, Kerben in der Baumrinde, angerissen
werden. Kaum eine Rolle im Schwarzwald spielte die Harzgewinnung
aus dem toten, d. h. geschlagenen Holz durch Destillationsverfahren
.22 Der Harzbaum des Schwarzwaldes war die
Fichte. Nach der Verletzung des Kambiums tritt Harzbalsam aus.
Der Baum bildet an den verletzten Stellen eine zwei- bis dreifach
so hohe Anzahl von Harzgängen. So entsteht um die Wunde eine
speckig-harzige Holzzone: Der Baum versucht sich gegen Schädlinge
zu immunisieren.23

Das Harz der Nadelbäume wird von Balsamen gebildet, die
sich nach dem Austritt aus der Wunde verfestigen und nach dem
Verdunsten der flüchtigen Bestandteile zur eigentlichen Harzmasse
(„Kolophonium") verfestigen. Der flüchtige Bestandteil des
Balsams ist das Terpentinöl, das hauptsächlich aus Terpenkohlen-
wasserstoffen besteht. Der Anteil des Kolophoniums am Balsam
beläuft sich bei der Fichte auf 60 bis 65 Prozent; der Rest enthält
Wasser und andere Stoffe.

Zur Harzabnahme bediente man sich im Renchtal des Harzoder
Pickbeils. Es besaß ein scharfes Ende. Damit ließen sich Brüche
, Spalten und Höhlungen ausscharren. Das beilförmige Ende
konnte zum Entfernen überwachsener Rinde, Steine, Moose und
Erde benutzt werden. Zum Sammeln benutzte man Harzkörbe aus
Lindenrinde von Zuckerhutform; sie fassten 22 bis 25 Pfund Rohharz
. Ein ausgeleerter Harzkorb ergab eine Hocke. Während das
Baumharz im Bereich der Lachte durch Holzspäne verunreinigt
war, war das den Stamm bis auf den Wurzel- und Bodenbereich
herabgeflossene Pickharz - ein Drittel des Ertrags - reiner.24


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