Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 150
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Pech-, Ruß- und Lackproduktion im oberen Renchtal

presst wurde. Zurück blieben im Sack die unreinen Bestandteile,
die Holz-, Rinden- und Moosreste und Zellgewebe. Diese Harzkuchen
und „Pechgrieben" dienten als Grundstoff für die Rußherstellung
. Mit der gewerblichen Spezialisierung der Harzverarbeitung
entstanden neben den Pechsiedereien auch Rußhütten.
Wurde Holzteer zugesetzt, wo entstand dunkles Schusterpech.37

Mit Beginn der Industrialisierung wuchs der Bedarf nach Pech
und anderen Harzprodukten enorm. Beispielsweise wurden aus
Pech Schmiermittel für den Wagenbau, für Zahnräder und Achsen
hergestellt; Terpentin und Ruß waren zur Herstellung von
Lacken, Firnissen und Druckerfarben notwendig. Die Ausdehnung
der Bierbrauerei brachte einen enormen Bedarf an Brauerpech
mit sich. Die Substanzen des Harzes dienten in der Frühzeit
der chemischen Industrie, als man noch weitgehend auf Naturstoffe
zurückgreifen musste, als wichtige Ingredienzien. Harz
wurde bei der Tuchfärberei verwendet. Schon 1544 war in Ulm
festgelegt worden, dass die Tuchmacher nur aus „geläutertem
Harz" hergestellte Farbe verwenden durften.38

Um 1800 wurde im Renchtal der Grundstock für die Entstehung
der gewerblichen Harzverarbeitung gelegt. Schon 1785 ist
in Oppenau die älteste Rußhütte erwähnt. Josef Faist verkaufte
seine Rußhütte im „Rußdobel" an Bartel Mutterer. Der Kaufmann
Dreher errichtete 1806 am Stadteingang von Oppenau eine Ruß-
und Pechhütte.39 Er kaufte auch Harzprodukte anderer Hütten
auf und vertrieb sie zum sehr großen Teil außerhalb Badens und
sogar im westeuropäischen Ausland.40 Am 30. März 1817 erwarb
Anton Andres (er schrieb sich später Andre) aus der Gantmasse
des Johannes Huber von Ibach neben einem Haus auch die
„Harzhütte bei der untern Finkenbruck gelegen". Zu ihrem Inventar
gehörten zwei Harzkessel, zwei Trichter und zwei Flaschen
(zum Destillieren), Messgeschirr, eine Harzhaue sowie mehrere
Gewichtssteine zum Wägen des Harzes. Für die Hütte samt dem
Inventar zahlte Andres 325 fl. - eine Investition, die sich lohnen
sollte.41

Anton Andre (Sohn)
führte das Unternehmen
bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts zur
Blüte und war zugleich
Bürgermeister von
Oppenau (Archiv
Hansfrieder Gros).

Die Blütezeit der Renchtäler Harzprodukte-Industrie

„Ein großartiger Handel mit Schnittwaren, Harz und Pech bewegt
sich aus den Talgemeinden hauptsächlich nach Frankreich",
wurde am 30. Januar 1866 vom Oberkircher Bezirksamt an das
großherzogliche Ministerium des Innern vermeldet.42 Einen beachtlichen
Aufstieg hatte vor allem die Firma Anton Andre Sohn
genommen. Der gleichnamige Sohn des Firmengründers hatte
die Vorteile des deutschen Zollvereins und des freihändlerisch
ausgerichteten Handelsvertrags mit Frankreich genutzt und weit-


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