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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 151
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152 Heinz G'Huber

räumige Handelsverbindungen aufgebaut, die er auch dazu gebrauchte
, um Schwarzwälder Kirschwasser zu vertreiben und in
ganz Europa bekannt zu machen.

Die Jahresproduktion erreichte - wie die Zahlen von 185043
verdeutlichen - einen beachtlichen Umfang. So erzeugte Anton
Andre jährlich

400 Zentner weißes Harz, Schaum- und Beutelharz, Wert pro
Zentner 8 bis 10 fl.

- 2000 Zentner gelbes Pech, Wert pro Zentner 7 fl. 8xer

- 1500 Zentner braunes Schusterpech, Wert pro Zentner 7 fl.

- 2500 Pfund Terpentin für Apotheker, Wert pro Pfund 8xer

- 5000 Pfund Terpentinöl, Wert pro Pfund lOxer

500 Zentner Kienruß, Wert pro Zentner 16 fl. 7xer
100 Zentner doppelt gebrannter Kienruß feinste Sorte für
Druckerschwärze, Wert pro Zentner 35 fl.

Der doppelt gebrannte Kienruß wurde auch nach Paris und London
geliefert. „Letzteres Fabrikat wird nur hier gefertigt", wird
bemerkt. In dieser Zeit war Renchtäler Ruß die Grundlage der
Buch-, Zeitungs- und Zeitschriftenkultur halb Europas. Keine
Bibel, keine Werke Goethes ohne Oppenauer Ruß!

Den großen Bedarf an Harz konnte Andre nicht mehr allein
aus heimischer Produktion decken - er bezog in erheblichem
Maße Harz aus Amerika. Als Standortnachteil sowohl für den
Rohstoffbezug als auch für den Versand der Produkte erwies sich
freilich der fehlende Bahnanschluss. Die Firma musste auf der
Achse ihren Warenverkehr bis zur Bahnstation Renchen abwickeln
. Deshalb war Anton Andre auch einer der engagierten Vorkämpfer
für den Bau der Renchtalbahn und Mitglied im Aufsichtsrat
der 1874 gegründeten Eisenbahngesellschaft.44 1857 sah
sich Andre gezwungen, eine eigene Sägemühle zu errichten. Die
beiden vorhandenen Sägewerke waren nicht in der Lage, den
Holzbedarf für die Verpackung zu liefern.45 Da Harz und Ruß in
hölzernen Tonnen versandt wurden, erfuhr das Gewerbe der Oppenauer
Kübler einen Aufschwung.

Ähnlich erfolgreich war das Unternehmen von Christian Doli.
Er stammte aus Ibach und ließ sich um 1840 im Rußloch in der
„Wilden Renen" nieder. Seit 1842 betrieb er neben der Harzverarbeitung
auch eine Rußhütte.46 Den benachbarten Bädern lieferte
er das bei der Harzverarbeitung in den Kesseln zurückbleibende
Harzwasser. Vor allem bei Hautkrankheiten war ein Bad in
Harzwasser von heilsamer Wirkung. In der Notzeit vor und nach
der Revolution 1848/49 gab Doli den Tagelöhnern Beschäftigung,
indem er Heidelbeeren annahm und sie in seiner Brennerei ver-


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