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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 216
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Emil Durain (1825-1892) von Dorf Kehl - Handelsmann, Politiker, Freimaurer 217

den letzten Wochen zur Beschaffung eines höheren Kassenbestandes
gedrängt, musste sich die Direktion entschließen, zu den 40 % bereits
eingezahlten Aktienkapitals weitere 20 % bis zum Ol. März bzw. zum
Ol. April einzuberufen. Ehe es aber zur Einzahlung kam, ergriff das
bereits erwachte Misstrauen immer weitere Kreise, und es wurden
plötzlich Darlehen in so großer Zahl gekündigt, dass sie bis zum Auszahlungstermin
nicht alle aufgebracht werden konnten. Als durch die
stetig wachsenden Besorgnisse im Publikum der Bankdirektor sich
mehr und mehr bedrängt sah, konnte derselbe in seinem Schuldbe-
wusstsein keinen Ausweg mehr finden und stürzte sich freiwillig in
den vor ihm sich öffnenden Abgrund."

„Nun werden zur Ergänzung der Aktien die bis zum Nennwert von
1.000 Mark noch fehlenden 60% einbezahlt werden müssen; viele
Unbemittelte aber, welche ihre ganzen Lebensersparnisse mit den bereits
einbezahlten 40% eingelegt hatten und teilweise im Besitz mehrerer
Aktien sind, werden zu deren Ergänzung nicht im Stande sein
und mit Sorge auf den erhofften Wiederersatz der Anlage blicken. Sehr
groß ist auch die Anzahl derjenigen, welche ihre Ersparnisse als verzinsbare
Darlehen in der Kreditbank unterbrachten in der Hoffnung,
dass sie dort sicher geborgen seien/

„Nun hat der Schuldige den freiwilligen Tod gesucht für das angerichtete
Unheil, in das er viele ihm näher und ferner Stehende hinein-
riss, welche dem im Leben geistig hochbegabten Manne mit einem
unbegrenzten Vertrauen sich hingaben - dem Manne, der seiner Zeit
die höchsten Ehrenämter bekleidet hatte als Bürgermeister in seiner
Gemeinde, als Bezirksrat, Kreisabgeordneter und Mitglied der Handelskammer
. Wer hätte auch ihm nicht trauen sollen, dem allzeit als
warmem Menschenfreund sich zeigenden ..."

Der 1863 von August Mörstadt gegründete Mörstadt-Verlag in
Kehl war von seiner Gründung an bis zum Jahre 1978 der Verlag
der Kehler Zeitung, also zuvor auch des Kehler Wochenblattes.
Für den Verleger Karl Mörstadt, selbst Freimaurer, muss es eine
schwere und traurige Pflicht gewesen sein, in seiner eigenen
Zeitung so über einen vertrauten Logenbruder berichten zu
müssen. Doch das Geschehen zog weite Kreise, weit über Kehl
hinaus. Dies beweist auch die nachfolgend original übernommene
Berichterstattung der Freiburger Zeitung (s. S. 214): Der
Zusammenbruch der Gewerbebank und der Tod Emil Durians
waren schwerwiegende Ereignisse. Emil Durain hatte die Verhältnisse
im Zuchthaus bereits nach der gescheiterten Revolution
gekannt. Eine Erklärung für seinen Freitod gibt dies aber bei
einem so mutigen und engagierten Mann nicht. Viel größer als
Angst war für ihn wohl die Schande, als Geschäftsmann und
Mensch versagt zu haben, andere enttäuscht zu haben. Trotz-


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