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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 280
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Gertrud von Ortenberg - eine vergessene Heilige

Wahrheit und Gelehrsamkeit - eine kritische
Bestandsaufnahme hagiographischer Tradition

Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts fasste eine Arbeitsgruppe von
Jesuiten in den südlichen, also katholisch gebliebenen Niederlanden
den Plan, die Lebensgeschichten der Heiligen durch eine
text- und überlieferungskritische Aufarbeitung vor der pauschalen
Ablehnung durch die Protestanten und den rationalistischen
Zeitgeist in Schutz zu nehmen.4 In der großen religiösen Bewegung
der Gegenreformation kam es ihnen darauf an, die Verehrung
der Heiligen zu verteidigen. Dazu wollten sie das wuchernde
Gestrüpp legendarischer Phantastereien durchforsten, um die
reinen Fakten offenzulegen.

1607 arbeitete ein Jesuit aus dem Antwerpener Ordenshaus
einen Prospekt zur Herausgabe hagiographischer Texte aus, wobei
er sich auf niederländische Bibliotheken konzentrieren wollte. Es
dauerte aber noch einmal über 25 Jahre, bis der Ordensbruder
Jean Bolland (f 1665) das bisher gesammelte Material geordnet
und der Sammlung eine feste Struktur gegeben hatte. Es sollten
alle Heiligen, zu denen es Zeugnisse gibt, vorgestellt werden,
auch wenn sie nicht ins offizielle Martyrologium aufgenommen
waren. Sie sollten kalendarisch nach ihren Festtagen geordnet
werden, beginnend mit dem 1. Januar.

1643 erschienen in Antwerpen die beiden ersten Bände zum
Monat Januar, 1658 die drei Februarbände. Ihr Titel: Acta
Sanctorum. Das großzügig gestaltete Titelblatt spiegelt den
Anspruch der Herausgeber wider. Ins Deutsche übersetzt heißt
es da: „Die Taten der Heiligen, wie viele auch immer auf dem
ganzen Erdkreis verehrt und von den katholischen Schriftstellern
verherrlicht werden. Diese haben die Theologen des Jesuitenordens
, Johannes Bollandus und Godefridus Henschius, aus
alten Zeugnissen der Lateiner, Griechen und anderer Völker
gesammelt und geordnet. Es folgt nun in drei Bänden der
Februar, worin das Andenken und das Handeln von 1310 namentlich
aufgeführten Heiligen und zahlreichen anderen erhellt
werden/'

Drei große Figuren rahmen das breite Schriftband ein: Oben
sitzt ein Schreiber, dem viele Bücher zugereicht werden; rechts
hält eine weibliche Gestalt ein Brennglas als Sinnbild der
Transparenz, begleitet von einem Putto mit brennender Fackel,
Symbol des Lichtes; links liest ebenfalls eine weibliche Figur in
einem Buch und verbindet mit großer Geste den heiligen Text
mit den angekündigten Heiligenleben. Beide Figuren stehen auf
Sockeln, in die als Leitlinien der hagiographischen Arbeit eingemeißelt
sind: Eruditio (Gelehrsamkeit) und Veritas (Wahrheit).


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