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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 296
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Bärbel von Ottenheim in Sagen und in einer Erzählung
von Otto Flake (1935)

Wolter E. Schäfer

(Im Gedenken an die Heimat meines Vaters in Ottenheim)

Am Anfang einer über fünfhundert]'ährigen Überlieferungsgeschichte
, einer Erzählung aus dem 15. Jahrhundert, stehen zwei
Büsten aus rotem Sandstein gemeißelt, das Bildnis einer jungen
Frau und eines älteren Mannes, die offenbar zusammengehören.1
Da Nachrichten über ihre Entstehung und Bedeutung spärlich
sind, hat man sie recht verschieden gedeutet. Man kann von
ihrem ursprünglichen Standort ausgehen und sich fragen, was sie
an solcher Stelle bedeuten konnten. Sie waren ursprünglich, im
15. Jahrhundert, Teil eines Portals im Innenhof der neuen Kanzlei
in Straßburg, die im Zentrum der Stadt am heutigen Guten-
bergplatz lag.

Sie schauten aus einem Scheinfenster über dem Portal auf den
davor liegenden Innenhof herab. Man kennt solche Büsten in
Gebäudeteilen von Rathäusern. Sie haben - als allegorische Figuren
- mit der Theorie einer guten Regierung oder mit den Epochen
der Weltgeschichte zu tun. In Ähnlichkeit zu anderen Fällen
wollte man in der Dame eine der sieben Sibyllen sehen, die
im Altertum durch Prophezeiungen den Lauf der Geschichte
voraussagten. Der geheimnisvoll lächelnde Zug um die Mundpartie
der Dame - man hat sie mit dem der Mona Lisa vergleichen
wollen - schien in diese Richtung zu weisen. In der Mannsbüste
wollte man, wenn man sich an den Turban hielt und an
den angestrengten Zug um den Mund, einen Magier oder Propheten
sehen.

Nun gab es aber in Straßburg eine mündliche Überlieferung,
welche die beiden Büsten viel eindeutiger festlegte. Sie schlug
sich in zwei historischen Schriften der frühen Neuzeit nieder, in
der elsässischen Chronik von Bernhart Hertzog 1592 und in den
Collectaneen des Straßburger Baumeisters Daniel Specklin 1530.2
Demnach stellte das Mannsbild einen Grafen von Lichtenberg,
Jakob von Lichtenberg (1416-1480), dar, dessen Stammburg, das
Schloss Lichtenberg im nördlichen Elsass lag, der aber in Straßburg
einen Hof als Stadtresidenz besaß. Er stand im Ruf, Geheimwissenschaften
, Astrologie und weiße Magie zu betreiben. Das
weibliche Pendant müsste dann seine historisch nachweisbare


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