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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 297
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Walter E. Schäfer

Geliebte, Bärbel von Ottenheim (ca. 1430-1484) sein. Unter diesen
Namen sind beide in Sagen der Neuzeit3, die Büsten aber in
die Kunstgeschichte eingegangen. In der Kunsthistorie wird der
Steinmetz genannt, der nachweislich die Büsten geschaffen hat:
Niclaus Gerhaert von Leyden (es gibt verschiedene Schreibweisen
), der wohl bekannteste Bildhauer des 15. Jahrhunderts.4 Er
wurde um 1430 in der Gegend von Trier geboren und starb 1473
in Wien, wohin er von Kaiser Friedrich III. berufen worden war.
In dieser Zeit entfaltete der Humanismus im Deutschen Reich
seine frühe Wirkung. Friedrich III., der den Kaiserthron 1430 bis
1493 inne hatte, nahm zum ersten Mal die Dichterkrönung vor,
die bis dahin italienischen Poeten vorbehalten war. Sie ging nun
an einen Deutschen, Conrad Celtis. Vom Kaiser gingen zaghafte
Versuche zu einer Reichsreform aus, besonders zur Bekämpfung
des Fehdewesens. 1471 verbot der Kaiser, Rechtsansprüche durch
Fehden zu verfechten, ein Verbot, das für Graf Jakob von Lichtenberg
zu spät kam. Er musste sich noch mit seinen Rivalen, den
Grafen von Leiningen, und seinem Bruder, dem Grafen Ludwig
von Lichtenberg, in Fehden auseinandersetzen. Gerhaert von
Leden lässt sich ab 1463 in Straßburg nachweisen. Was ihn nach
Straßburg gezogen hatte - vielleicht Arbeiten am Münster - ist
unbekannt. 1464 unterschrieb er einen Arbeitsvertrag mit dem
Rat der Stadt des Inhalts, dass er an der neuen Kanzlei der Stadtbehörden
ein „Steinwerk" mit dem Stadtwappen „und anderen
zierungen" herstellen werde, wofür er 134 Gulden für sich selbst
und seine Knechte erhalten solle.5 Die Büsten wurden in dem
Vertrag nicht ausdrücklich erwähnt. Von ihnen ist erst in der
Chronik von Daniel Specklin die Rede. Dieser schrieb, dass man
anfing „die new cantzel zu bawen mit der schönen Thür und der
statt wappen gantz künstlich". Als aber „herr Jacob von Lichtenberg
mit seiner schönen berbel offt von Hagenau gen Straßburg
kommen und do wohnett, hatt in der werckmeister oben sammt
seiner Berbelin in stein künstlichen contrafett und gehauen".6 Ob
der Straßburger Chronist mündlicher Überlieferung folgte oder
schriftliche Zeugnisse dafür hatte, bleibt offen. Wahrscheinlich
aber ist, daß Gerhaert von Leyden die Skulpturen geschaffen hat.
Er ist durch weitere Steinarbeiten anderwärts berühmt geworden,
besonders durch das Kruzifix, das früher vor dem Alten Friedhof
in Baden-Baden stand, jetzt aber am Eingang zum Hauptfriedhof
den Besucher erfreut.

Zum Verständnis der Erzählungen, die sich mit Jakob und Bärbel
befassen, wäre es nötig, den Lebensgang der Geliebten zu kennen
. Eine lückenlose Biographie ist auch in ihrem Fall wie in dem
des Gerhaert von Leyden nicht zu erstellen. Viele wichtige Daten,
besonders ihr Tod entweder durch Selbstmord oder durch Hin-


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