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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 303
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304 Walter E-Schäfer

lität, mit der Bärbel ihre problematische Stellung am Hof bewältigte
, aber auch von der Intelligenz, die sie bei den Aufgaben bewies
, die Graf Jakob ihr übertrug: „Die Büste, die wir von ihr
haben, verrät allerlei, vorausgesetzt, daß sie nach dem Leben gearbeitet
worden ist. Es steht zu vermuten, daß das Bärbel von
jenem Hauch umwittert war, den man im 19. Jahrhundert Jenes,
ich weiß nicht was' nannte/'

Der erwartete Erfolg blieb aus. Bei einer kurz danach unternommenen
Reise nach Berlin hörte Flake „daß der Verkauf des
Verlages (Fischer), das heißt die Auszahlung von Frau Fischer bevorstand
und daß man im Propagandaministerium immer wieder
Bedenken gegen mich äußerte. Auch in Baden waren die offiziellen
Leute mir nicht gewogen. Schrieb ich etwas wie ,Schönbär-
bel', das hätte zusagen müssen, ignorierte man. Ich lag falsch im
Rennen. Mein Leben lang in diesem Land/'17

Angesichts der Überwachung der literarischen Produktion
durch die Reichsschrifttumskammer und in der Nähe Baden-Badens
durch den Kreiskulturwart konnte keine weitere Auflage zustande
kommen. Ein gleiches Schicksal widerfuhr der nachfolgenden
Biographie des „Türkenlouis" - „ein für die badische Geschichtsschreibung
wichtiges Werk. Doch beachtete keine der
badischen Parteizeitungen das Buch, und die Rundfunkstellen
behandelten mich wie Luft/'18

Diese Distanz zu den publizistischen Medien war bis Kriegsende
1945 nicht mehr aufzuheben. Das damalige Standardwerk
für die Literatur in Baden von Wilhelm Oeftering: Geschichte der
Literatur in Baden-Baden III. Teil, Karlsruhe 1939, S. 157, gab
zwar noch ein grobes Bild von Person und Schriften Flakes: „Hier
[in Baden-Baden; W.E. Schäfer] fesselte ihn nicht nur die Landschaft
, sondern ebenso die Welt der Kultur. Flake ist ein Dichter
der Zivilisation: das Erdhafte tritt zurück zugunsten der weltmännischen
Gepflegtheit. Die biegsame Gestaltungskraft seiner Feder
hatte sich längst bewährt und in geistvollen Essays (z.B. rund um
die elsässische Frage, 1911), aber besonders in seinen ,Ruland-
Romanen', als er sich nun bei uns ein literarisches Feld erschloß.
In Baden-Baden spiegelte sich Europa. Hier trafen sich Menschen
aus aller Welt, wie Flake sie bevorzugt."

Die Akzentsetzung der Leitbegriffe Kultur gegen Zivilisation,
das Erdhafte gegen weltmännische Gepflegtheit, gegen Heimat,
las sich um 1937 im zeitgenössischen Verständnis als negative
Kennzeichnung. Die Distanz zur hochgeschätzten Heimatliteratur
- von Flake selbst öfters betont - wurde deutlich.

Die endgültige Abwertung erfuhr Flake in dem dem Band angefügten
Namensregister der badischen Autoren: „Flake, jüdisch
versippt". Unter solchen Vorzeichen, die die halb jüdische Her-


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