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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 313
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314

Manfred Merker

Abb. 5: Ein glücklicher
„Gottvater" mit seinen
ersten gelungenen
Geschöpfen.

herstellung einer republikanischen Werteordnung bemühte. Natürlich
kam der lebensfrohe 18-jährige Großstadtmensch Ovid
in Schwierigkeiten, wenn er dagegen drei Bücher mit locker
verspielt gedichteten Liebeselegien, die AMORES, herausgab, gefolgt
von den oben erwähnten schmachtenden Liebesbriefen,
den HEROIDES, und dem Hauptwerk dieser Periode, der ARS
AMATORIA (oder AMANDI), - ein Lehrbuch über die Verführungskünste
der Liebe, zwei für die Männer, eins für die Frauen,
jeweils durch Beispiele der Mythologie untermalt. Für das weibliche
Geschlecht folgten dann noch die galanten Anweisungen zur
Gesichtspflege, die MEDICAMINA FACIEI. Diese Werke waren im
Mittelalter verpönt und sind somit in keiner öffentlichen Sammlung
vertreten gewesen. Ovid vermutete selbst, dass diese amou-
rösen Elaborate neben politischen Verwicklungen, unrichtigen
Unterstellungen und unbeabsichtigter Mitwisserschaft zu seiner
Verbannung ans Schwarze Meer durch Kaiser Augustus im Jahre
8 n. Chr. geführt haben, wenn er in seiner Autobiografie „Carmen
et error" (seine Dichtungen und einen Irrtum) zitiert, welche
die„ira"(den Zorn) des Kaisers erregt hätten.

Man kann sich sehr gut diese prächtige Ovidedition auf einem
Katheder liegend vorstellen, aus der ein Franziskanerprofessor
den Schülern rezitiert und kommentiert, sie repetieren und auswendig
lernen lässt, um das Gehörte dann am Folgetag wieder
abzufragen, - selbstverständlich alles auf Latein. Dabei konnte
der Pater natürlich nach pädagogischen und entwicklungspsychologischen
Gesichtspunkten und nach Vorgabe seiner Schulaufsicht
eine Auswahl treffen, die alle Lehr- und Lernziele optimal
zur Geltung brachte. Eine Vorauswahl war auch schon durch
die Gesetze der Textüberlieferung und die geltenden gesellschaft-


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