Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 315
(PDF, 95 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0316
316

Manfred Merker

Jugend) gestellt. Der Mitherausgeber Victor Giselinus mahnt auf
Seite 8 alle Dichter vor der „unzüchtigen (lasciva) Willkür des
Schreibens", Ovid zitiert er als einen, „der einst Lehrer der ausgelassenen
Liebe" gewesen sei. Am Schluss präsentiert er „einige
Edelsteine aus den schändlichen Büchern Ovids, damit sie nicht
mit dem übrigen Schmutz verloren gehen". Zum selben Thema
verfasst er sogar eine längere Elegie, in der er die Überlieferung
dieser anfechtbaren Dichtungen anprangert und konstatiert, dass
„die Schlachten des Mars, die Polster der Venus und die hässli-
chen Orgien des Bacchus nur dem gefallen können, dem Christus
nicht gefällt". Aus diesen Quellen solle die Jugend nicht trinken,
„glücklich ist, wer das lebendige Wasser Christi trinkt und seinen
Durst nicht anderswo löschen muss".

Eine ähnliche Haltung vertritt auch der Herausgeber der Ovid-
ausgabe von 1568 (F 490) aus Basel. Da schreibt der Kommentator
Ioannis Härtung auf der Seite 91 ff.: „Ovid pflegt in den Metamorphosen
auszuschweifen (lascivire), trotzdem kann man dies
mit der Notwendigkeit entschuldigen, die unterschiedlichsten
Gestalten in einem Werk versammelt zu haben." Er zitiert dann
die Ermahnungen aus dem vierten Buch des antiken Rhetorikprofessors
Quintilian, wegen des noch nicht gefestigten Urteilsvermögens
die Jugend von Ovid, der sein literarisches Talent nicht
mäßigen konnte, fernzuhalten und dafür besser die Lektüre von
Vergil und Horaz anzubieten.

Ein Blick auf unser ältestes Werk (Abb. 7), das von 1508/10
(F 489 = ramm), legt die Vermutung nahe, dass die Warnungen
vor Ovid mit der größeren zeitlichen Nähe zum Mittelalter intensiver
ausfallen. Schon die erste Seite enthält einen allzu deutlichen
Hinweis in dem Titelvermerk: „Ovidii Nasonis Metamorphoseon
libri moralizati", die moralisierten (!) Metamorphosenbücher
des Ovid. Es geht in diesem Sinne weiter mit der Biographie
und Werksübersicht, welche die „lascivas de amore elegias",
seine ausschweifenden Liebeselegien, aufzählt, aufgrund derer er
ergriffen und mit 50 Jahren ins Exil ans Schwarze Meer relegiert
wurde: „per carmina libidinosa damnatus", wegen seiner lustbetonten
Gedichte verurteilt. Aus Ovids Epithaph folgt als ein unterlegtes
Selbstzitat: „ingenio perii Naso poeta meo", ich, der
Dichter Ovid, bin an meiner Begabung zugrunde gegangen. Bei
den Werken werden auch die Metamorphosen genannt, aber als
„non emendatae", nicht (durch die Zensur) gereinigt oder verbessert
. Am deutlichsten wird die „Moralisierung" des frivolen Dichters
der Liebe in den zehn Zeilen einer elegischen Warnung durch
einen Lavinius Lingones, M. A., bacch. theol., der am 24.02.1510
zum Abschluss des Vorworts auf der Seite 10 das folgende eindrückliche
Statement gedichtet hat:


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2011/0316