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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 318
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Ovid, ein moralisierter Dichter der Liebe

OVID und die Macht der verwandelnden Liebe:
die Metamorphosen

Nach dem Tode der beiden große augusteischen Klassiker Vergil
im Jahre 19 v. Chr. und Horaz im Jahre 8 v. Chr. war Ovid der am
meisten gefeierte Dichter des römischen Reiches. Er hatte mit
seinem Lehrbuch über die Liebe, der „ars amatoria", gerade bei
der Jugend in Rom einen großen Zuhörer- und Leserkreis gefunden
. Schon seine drei (ursprünglich fünf) Bücher Liebeselegien,
die „amores", waren in der Nachfolge von Tibull und Properz ein
Riesenerfolg gewesen. In seiner spielerisch ironischen Art gab er
in der Folgezeit noch die Liebesbriefe der Heldenfrauen, die „he-
roides", und das Büchlein über die Gesichtspflege, die „medi-
camma faciei", heraus, als Trostschrift für unglücklich Liebende
folgten schließlich die Heilmittel gegen die Liebe, die „remedia
amoris". Ovid war der anerkannte und geliebte Dichter der Liebe,
und man erwartete jetzt von ihm, wie auch er selbst von sich, ein
größeres Werk. Lukrez hatte ein sprachgewaltiges episches Lehrgedicht
über die Natur („de rerum natura") geschaffen, Vergil das
große römische Nationalepos der „Aeneis" und sein episches
Lehrgedicht über die Landwirtschaft („Georgica"), und auch das
großartige Geschichtswerk des Livius („ab urbe condita"), das gerade
in ständiger Folge erschien, war auf seine Weise ein riesiges
Prosaepos auf das heldenhafte römische Volk. Was würde in diese
nach verheerenden Bürgerkriegen von allen ersehnte Zeit der
„pax Augusta" mit all ihren Friedenssegnungen noch hinein passen
? Ovid schreibt, dass er schon den Stift für ein Epos im hohen
Stil angesetzt habe, dann habe ihm aber Cupido, der kleine Liebesschlingel
, den Vers durcheinander gebracht und zu kleineren
Themen gelenkt. Schließlich fand Ovid um die Zeitenwende
herum ein Thema, das seinen Erfolg als Liebesdichter, seine gewaltige
mythologische Bildung und sein großes formales Talent
im Dichten und Erzählen vereinte, und das er bis zu seiner Verbannung
im Jahre 8 n. Chr. bearbeitete. Als junger Jurist hatte
Ovid schon von sich gesagt, dass alles, was er schreiben und sprechen
wollte, sofort zu rhythmischen Versen geriet, und hatte deshalb
seinen Beruf wechseln müssen. Bereits in der „ars amatoria"
hatten Mythen eine sehr große Rolle gespielt, ebenso in den „he-
roides"-Briefen mythologischer Frauen. Ovid fand eine geniale
und noch heute bewunderte Lösung des Gesuchten in der Abfassung
der Metamorphosen: Sie sind mit ihren 15 Büchern zu je ca.
800 Hexametern das längste Epos der lateinischen Sprache geworden
und vereinigen als „Carmen perpetuum" (fortlaufendes
Gedicht) in einem kunstvollen Gesamtaufbau die ganze Geschichte
von der Erschaffung der Welt, über die vier Zeitalter, den


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