Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 320
(PDF, 95 MB)
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Ovid, ein moralisierter Dichter der Liebe

Venus verfällt (im 10. Buch) in heilloser
Liebe dem verführerisch schönen Ado-
nis und muss ihn sterben sehen, Iuppi-
ter entbrennt vor Liebe („amore arsit")
zu dem Knaben Ganymed, den er sich,
in einen Adler verwandelt, als Mundschenk
auf den Olymp holt (Abb. 9).
Apollo ist der unglückliche Liebhaber
von Daphne, Cyparissus und Hyazin-
thus, die am Ende alle auf ihre Weise in

Pflanzen verwandelt werden, wie auch
Adonis und Narzissus, der an der Liebe zu sich selbst zugrunde
geht. Nur Pygmalion erlebt die schöpferische Macht der Liebe,
indem er sein geliebtes Kunstwerk zum Leben erwecken kann.

„Cura deum di sunt", die Geliebten der Götter sind selbst Götter
! Das ist das Thema der eindrucksvollen göttlich-menschlichen
Liebesgeschichten des 10. Metamorphosenbuches, in dem der
trauernde Orpheus nach Verlust seiner Eurydike sein Leid im
Spiegel mythologischer Beispiele vor Tieren, Bäumen und Felsen
besingt, bis er von rasenden Mänaden zerrissen wird, weil er die
Frauenliebe zugunsten der Knabenliebe verschmäht hat.

OVID und das Geheimnis der Purpurlilie

Hier soll, beispielhaft für alle Verwandlungsgeschichten der Metamorphosen
, nur die Liebe des Musengottes Apolls zu dem bildschönen
Epheben Hyazinthus aus Sparta behandelt werden,
auch, weil die Historische Bücherei Offenburg in diesem Zusammenhang
eine wohl einmalige Besonderheit zu bieten hat. Das
Drama einer Ovidischen Metamorphose entfaltet sich auch hier
in den vier Akten Liebe - Tod - Verwandlung - Weiterleben. An
den Anfang wird die brennende Ergriffenheit eines Gottes durch
die Liebe zu einem Sterblichen gesetzt, es folgt die Beschreibung
der gemeinsamen Liebesbeziehung und ihr tragisches Ende. Der
Tod des Geliebten wird durch die Verwandlung in eine andere
körperliche Form überwunden und mit einem Andenken stiftenden
Zeichen oder Kultfest aufgehoben, das das Wesen des Verwandelten
bewahrt und verewigt.

Hier muss der griechische Musengott Apoll das finstere Schicksal
(„tristia fata") der aus der Bahn werfenden Liebe an seinem
Hyazinthus aus Arkadien erleiden. Die gewaltige Zuneigung lässt
diesen Gott der Kunst, der Weissagung und der Weisheit seine
Pflichten am Orakel zu Delphi vernachlässigen, sein Bogen liegt
achtlos auf dem Boden, sein Gesang zur Lyra ist verstummt: er ist
„immemor ipse", vergisst sich selbst. So folgt er dem umschwärm-

Abb. 9: Ganymed wird
von Iuppiter als Adler
entführt (Ovidausgabe
von 1568)


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