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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 437
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438 Heinz Nienhaus

gen. Auf der Stufe des Alters, die du mit dem heutigen Tage betrittst,
pflegen an solchen Festen die tieferen und unteren Saiten des Gemüths
in Schwingung zu kommen, die Saiten, die vor dem Heiligthum des
inwändigen Menschen aufgezogen sind, wo der Mensch gern allein ist
mit seinem Gott! -

Wenn es auch sonst mein Beruf ist, diese Saiten in Schwingung zu
setzen, so will ich doch für heute dies unterlassen, weil ich gewiß bin,
daß sie in deinem eigenen Herzen heute schon laut und voll geklungen
haben. Ich will nur an das Wort erinnern, in dem unser großer Landsmann
Goethe die Gänge seines Lebens zusammenfaßt, wenn er sagt:
,Was man in der Jugend sich wünscht, daß hat man im Alter in Fülle'.

- Freilich, nicht jedem Sterblichen wird es so gut, daß er in seinem Alter
solches von seinem Leben bekommen kann! Aber wenn wir heute, an
der Schwelle deines 74sten Wiegenfestes, auf den Gang deines Lebens
zurücksehen, so möchte ich sagen, daß jenes Wort darin seine volle
Geltung gewinnt!

Drei Güter sind es zumeist, deren Besitz dem Menschenleben den
höchsten Werth und schönsten Schmuck verleiht, und es zu einem
wahrhaft beglückenden macht. Das ist zuerst die ungeschwächte Kraft
und Frische der Gesundheit; - sodann im Äußeren eine Lebenslage, die
uns über saure Mühe und ängstliche Sorge emporhebt, und zuletzt der
Besitz der treuen Liebe und Anhänglichkeit derer welche uns Gott zu
Gefährten auf unseren Lebenswegen gegeben hat. Die letzte ist dir im
reichen und vollsten Maße zu Theil geworden, von denen, sowohl die
durch die Bande des Blutes an dein Herz geknüpft sind, wie von denen,
welche die edlen und schönen Eigenschaften deines Gemüths die innigste
, langbewährte Zuneigung abgewonnen hat, - und sie wird dich
treu und ungeschwächt geleiten bis an die ferne Gränze des Lebens und
bis weit über diesselbe hinaus! -

Auch deine äußerliche Lage hat Gottes Güte so segensvoll gestaltet,
daß nicht nur du selbst über des Lebens Mühen und Sorgen hinaufgehoben
bist, sondern auch deinen Freunden Erholung von solchen
Mühen und Sorgen und freigebiger Hand bereiten kannst! Und so erübrigt
uns denn für dich nur der eine Wunsch, daß auch das erste Gut,
die Kraft und Frische der Gesundheit dir erhalten bleibe. Er steigert sich
zu der frommen Bitte, daß der Allmächtige, der dich gehoben und getragen
bis in die Tage des späten Alters, auch ferner dir dies hohe Gut
erhalten und dich den deinen und allen, deren Herzen an dir hängen
noch manche Jahre bewahren möge. Dies sind die Wünsche, die wir zu
deinem heutigen Wiegenfeste aus treuen Herzen dir entgegenbringen.
Erlaube mir, daß ich - den näheren Rechten deiner Familie vorgreifend

- sie mit dem Bruderkuß besiegle."17


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