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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 446
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zur Bekämpfung des Antisemitismus, weshalb er von den Nationalsozialisten
verfolgt wurde. Er flüchtete zunächst in die Tschechoslowakei
, anschließend nach Südfrankreich, wo er mittellos
verstarb.40

Der Neffe Grünwalds, Dr. Siegfried Aram (eigentlich Abraham),
wurde am 28. Mai 1891 in Heilbronn geboren. Seine Mutter Thekla
war eine Schwester Heinrich Grünwalds. Zunächst als Jurist in
Stuttgart tätig, wandte er sich schon in jungen Jahren literarischen
und künstlerischen Dingen zu. Er war Mitbegründer und Herausgeber
der Zeitschrift „Das Gelbe Blatt", in dem er sich insbesondere
mit kulturpolitischen Sachverhalten auseinandersetzte. So
z. B. regte er gleich nach dem Ersten Weltkrieg an, Volkshochschulen
zu gründen. Später verlegte Aram seine Aktivitäten primär auf
den Kunsthandel, den er auch auf dem Schlüssle betrieb.41

Wie Grünwald wurde auch Aram zum Ziel rechtsradikaler Verfolgung
, die bis nach Amerika reichte, wohin er später auswanderte
. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg deckte er eine „Waffenschiebung
rechtsradikaler Verbände" auf, weshalb diese Kreise beschlossen
, ihn als „Waffenverräter umzulegen".42 Noch rechtzeitig
von der Polizei gewarnt, ließ er sich ständig bewachen und floh
schließlich in die Schweiz, später nach Österreich und Oberitalien
. Anschließend zog er nach Berlin in die Gentinerstraße, wo
er gemeinsam mit seinem Onkel Grünwald ein Haus besaß. Er
schreibt in diesem Zusammenhang: „Ich wäre sicher damals ermordet
worden, wenn diese Vorsichtsmaßnahmen nicht getroffen worden
wären, denn der Landtagsabgeordnete Gareis und einige andere wurden
wegen dieser Sachen tatsächlich erschossen."43

Im Jahre 1928 ging Aram in die USA, primär um sich dort im
Kunsthandel zu betätigen. Aber auch hier war die diplomatische
Vertretung der Rechtsradikalen über die „Aufdeckung der Ober-
schefflenzer Waffenschiebung" bestens informiert. Über einen Vertrauten
, den ausgewanderten AEG-Direktor Hirschberg, der seinerseits
enge Kontakte zum Reichskanzler von Schleicher hatte,
erfuhr Aram von einer „Geheimliste der Nazis für Verhaftungen".
Darin war sein Name in Verbindung mit dem Stichwort „ Waffenverrat
" als einer der ersten verzeichnet. Mithilfe der „Anti-Nazi-
League", die der deutsch-jüdische Rechtsanwalt Samuel Unter-
myer gegründet hatte und der auch Thomas Mann, Fritz Unruh,
George Gross u. a. angehörten, gelang es Aram, sich vor den Nazis
zu verstecken. Da sein Besuchervisum 1929 ablief, kehrte er nach
Deutschland zurück und hielt sich fortan häufig in seinem
Schapbacher Schlüssle auf. Hier hatte er u. a. eine umfangreiche
Maskensammlung angelegt: afrikanische, indische, indonesische,
malaysische, japanische No-Masken und solche der nordamerikanischen
Indianer, aber auch Schwarzwälder Narromasken.44


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