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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 469
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Frank Armbruster

ment. Gleich neben dem Eingang steht ein Topf mit einer kalkigen
Flüssigkeit, wohl gegen Kampf Stoffverätzungen. Die Luft ist
warm, ölig, schlägt sich feucht an den Wänden nieder; sie riecht
nach Gummi, Steinkohlenfeuer und Eisenrost. Da sie sich schnell
verschlechtert, muß jeder abgelöste Posten noch eine Viertelstunde
an der Kurbel eines großen Entlüfters drehen, der Frischluft
durch einen Filter preßt/' (Bei Greffern, 11. November 1939)34.
Er zog daraus seine Konsequenz und ließ sich eine Hütte neben
den Bunkern errichten.

Die Bunker waren ausgezeichnet getarnt, z. B. als Bauernhäuser
, waren mit Erde bedeckt oder von Vegetation überwachsen.
Nur 25 bis 30 Prozent der Bunker konnten vor dem Angriff ausgemacht
werden, wie eine Beschreibung der „Siegfriedlinie" (so
die amerikanische Bezeichnung des Westwalls) für das Hauptquartier
der 7. amerikanischen Armee feststellte.35

Auf dem Schwarzwaldkamm erstand 1939 die Vorzone der
Luftverteidigungszone (LVZ) West. Ihr Schwerpunkte waren die
Bereiche Freudenstadt und Hornberg.

Die nationalsozialistische Propaganda versuchte den Eindruck
zu erwecken, dass die Westwallarbeiter begeistert ihr Werk, das
„über das Zeitgeschehen hinaus in die Ewigkeit"36 ragt, errichten
würden. Aber die harte Arbeit bis zu zwölf und mehr Stunden am
Tag, auch sonn- und feiertags, die kargen Massenlager, die fehlende
Abwechslung führten zu Alkoholmissbrauch, Bummelan-
tentum und unerlaubter Entfernung vom Arbeitsplatz. Zur Disziplinierung
der Westwallarbeiter wurden Straflager wie das SS-
Sonderlager Hinzert eingerichtet. Auch die betroffenen Gemeinden
und Landwirte begrüßten den Westwall nicht so einhellig,
wie die Propaganda glauben machen wollte. Sie hatten unter dem
Transportverkehr und Landverlust sowie Nutzungseinschränkung
zu leiden.

Der Westwall im Krieg

Zu Beginn des Krieges wurde der Westwall von Wehrmachtstruppen
besetzt. Sie hatten sich jeglicher eigenen Kampfhandlung zu
enthalten. Da auch die Gegenseite nicht angriff, kam es zur kuriosen
Situation der Dröle de guerre: „Man bekriegte sich, von reger
Spähtrupptätigkeit abgesehen, hauptsächlich mit Lautsprechern
und Flugblättern.37 Ernst Jünger, der bei Greffern Abschnittskommandant
war, beschrieb diese Phase des Krieges so: „Die Franzosen
zeigen sich, ohne daß wir auf sie schießen, und umgekehrt.
Zwischen den Werken und Gräben pflügen die Bauern und bringen
die Rübenernte ein. Auf der Straße nach Rastatt, die dicht an
meinem Bunker vorüberführt, rollen die Autos - vielleicht mit


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