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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 479
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4R0 Johannes Werner

Maria mit dem Kind darstellte und sich in der Außennische am
östlichen Abschluss der Kapelle auf der Marienburg befand. Sie
war um 1340 entstanden und etwa vierzig Jahre später, wohl
durch italienische Meister, mit einem vielfarbigen Überzug aus
Glasmosaik versehen worden. (1945 wurde sie zerstört.)11 Auch
erinnert sie an altkirchliche, byzantinische Bilder, an Ikonen, vor
allem aber an die Werke, die aus der sogenannten „Beuroner
Kunstschule" hervorgegangen waren und die sich durch etwas
Enthobenes und Erhabenes auszeichneten, durch etwas Hieratisches
, Stilisiertes, Statuarisches, Starres und Steifes; auf Sutor
übten sie einen großen Einfluss aus.12 Ganz von fern spielen auch
die magischen Masken und exotischen Idole mit, für die sich die
Expressionisten begeistert hatten.

Wirkungen

Die Bedeutung dieser Figur erwies sich nicht zuletzt darin, dass
sich andere, größere Künstler von ihr inspirieren ließen. Ewald
Matare, der sie gewiss kannte, schuf 1932 einen Heiligen Thomas
von Aquin, der ebenfalls ganz mit Mosaik überkleidet war und
mit großen Augen in die Welt hinaussah. An seinem ersten
Standort, an der Fassade einer Kirche in Berlin-Charlottenburg,
musste er schon am Tag nach der Einweihung verhüllt werden;
dann wurde er entfernt, und an seinem zweiten Standort, einer
Kirche in Düsseldorf-Wittlaer, ebenfalls; man mauerte ihn freilich
in eine Nische ein, wo er im Weltkrieg unterging.13 Eine andere
, aber wiederum ganz ähnliche (mosaizierte, großäugige)
Skulptur schuf Ludwig Gies, zwar früher, aber zweifellos im Zusammenhang
mit und unter dem Eindruck von Frankfurt.14
Beide, Matare und Gies, waren übrigens 1887 geboren worden,
waren also ein Jahr älter als Sutor, dem sie gleichwohl folgten.

Auf dem absteigenden Ast

Doch bald trennten sich die Wege. Die Werke von Matare und
Gies wurden teils zerstört, teils eingezogen und 1937 in der Ausstellung
„Entartete Kunst" gezeigt; ebenfalls seit 1937, und ebenfalls
in München, fand, unter der sehr persönlichen Schirmherrschaft
Adolf Hitlers, die „Große Deutsche Kunstausstellung" statt,
die Sutor, Parteigenosse seit 1937, in den Jahren 1939, 1940,
1941, 1942 und 1944 mit Erfolg beschickte.15 Schon 1933 hatte
er sich, was die Themen und auch den nunmehr sehr naturalistischen
Stil seiner Werke betrifft, den neuen Machthabern angedient
, hatte Kämpfer und immer wieder Mütter geschaffen. (Eine
von ihnen erwarb Heinrich Himmler, der Reichsführer der SS.)


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