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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
91. Jahresband.2011
Seite: 485
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486 Johannes Werner

rief ihm noch Dankesworte nach; so der französische „Combat"
sogar auf seiner Titelseite, und die schweizerische „Tribüne de
Geneve", die ihn grüßte als „einen treuen Freund Frankreichs
und des Friedens, einen freien und überaus kultivierten Geist,
einen geschickten, großzügigen und wohlwollenden Diplomaten
"22. Was die Franzosen über ihn (und seine Frau Margot) dachten
, hatte Annette Kolb schon bald nach seiner Ankunft bezeugt:
„On n'aurait pas pu mieux choisir."23

Hausenstein hat die unwürdigen Umstände, unter denen er
aus dem Amt gedrängt wurde, nie verstanden und nie verwunden
; er schrieb sie, aus gutem Grund, der „Kombination Hallstein-
Blankenhorn"24 zu. Er hatte ja noch ein paar Wochen in Paris
bleiben wollen, um die Aufwertung der deutschen Vertretung zur
vollgültigen Botschaft mitfeiern und mitgenießen zu können;
aber Hallstein und Blankenborn sorgten, wohl auch unter
Vorspiegelung falscher Tatsachen, dafür, dass es nicht dazu kam.
Und dann, dank Hallstein, verweigerte man ihm nicht nur den
Vorsitz in einer deutsch-französischen Kulturkommission, für
den er vorgesehen, sondern auch die Altersversorgung, die ihm
versprochen worden war. Zwar schrieb ihm Adenauer, er könne
verstehen, dass er „nicht mehr mit dem Auswärtigen Amt zusammenarbeiten
"25 wolle, tat aber selber nichts. Und noch lange
nach seinem Abschied schickte man ihm Rechnungen über
Glühbirnen, die er gekauft, und Geschenke, die er der Concierge
des Botschaftsgebäudes zum Neujahrsfest gemacht hatte, und die
er aus eigener Tasche bezahlen sollte. Sogar das Recht, sich
„Botschafter a.D." zu nennen, wollte man ihm streitig machen.

Nachdem man die ungeliebten Außenseiter hinausgeworfen
hatte und hoffen konnte, dass das Vergangene vergessen war, war
der Weg wieder frei - auch für Blankenborn, der, in der Nachfolge
von Hausenstein, von 1960 bis 1963 als Botschafter in Paris
amtierte. (Dort stand ihm, als Botschaftsrat, Ernst Kutscher bei,
der in der Berliner Zentrale des alten Auswärtigen Amtes mit der
„anti jüdischen Auslandsaktion" befasst gewesen war und 1944
an einer Arbeitstagung teilgenommen hatte, auf der es u.a.
um die „physische Beseitigung des Ostjudentums" ging.26) Auf
Blankenborn, der 1965 als Botschafter nach London ging und
dort bis 1970 blieb, folgte bis 1968 Manfred Klaiber, vorher erst
Chef des Bundespräsidialamts, dann Botschafter in Rom; auch er
stammte aus dem Auswärtigen Amt, war 1934 der NSDAP beigetreten
und trug die Mitverantwortung dafür, dass, 1942 im
Bosporus, ein mit 769 Flüchtlingen, vor allem Frauen und
Kindern, besetztes Schiff von einem deutschen Schnellboot
versenkt wurde.27 Auf Klaiber folgte Sigismund von Braun, seit
1936 im Auswärtigen Amt, seit 1939 in der NSDAP. Die alten


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