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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 19
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0020
Zwey berüchtigte Jauner zum Strang gerechtest verurtheilt

ßen Bettelbub, namens Martin Wächter [...], nebst zwei seiner
Kameraden und zwar Joseph Reinhard und Joseph Hollen-
mayer". Dies teilte der Schiltacher Amtmann Christoph Späth
dem Oberamt Hornberg mit, wobei er auch die Umstände ihrer
Verhaftung beschrieb: „Weilen dieselben aber die Flucht ergriffen
, so haben die Straifer dieselben in dem Berg gleichsam als
ein Gewild verfolgt, und da sie deren, besonders des weißen
Bettelbuben, nicht anders habhaft werden können, so hat endlich
Hans Martin Müller [...] Feuer auf solchem gegeben, denselben
auch solchergestalten in die Füße und weiter hinauf mit
Pfosten und Schrot getroffen, dass solcher sich hat ergeben
müssen, worauf sie endlich der 2 andern, wiewohl mit großer
Mühe, auch habhaft geworden, welche 3 Personen dann mit
Stricken auf einem Karren gebunden, heute Nachmittag hier
eingeliefert worden sind"33.

Zwei der Gefangenen galten als „berüchtigte Jauner": Der
„Weiße Bettelbub" stand auf der Rosenfelder Jaunerliste von
1773, als „Kamerad und Complize" des mit dem Schwert hingerichteten
Ludwig Frosauer:34 „Martin, der weiß Bettelbue genannt
, über 30. Jahr alt, grosser Statur, glatt weissen Angesichts
und weisser Haaren, trage einen grün tüchenen Rock, und ein
blau tüchenes Brusttuch, schwarz lederne Hosen, weiß baumwollene
Strümpf, und ein umgewandt paar Schue. Halte sich
mehistens bey St. Blasi herum auf, und habe mit dem Inquisi-
ten und dem Prachter Jockel das Tuch im Gutacher Thal stehlen
helfen"35. Sodann Joseph Reinhard, der „Schwarze Katzen-"
oder „Schindersepp", der in Offenburg „innegesessen, aber
durchgegangen seyn" soll und im Protokoll der Gengenbacher
Konferenz vermerkt war.36 Beide gehörten offenbar zu dem harten
Kern krimineller Vaganten, den „Jaunern", die nach einer
damaligen Definition „vom Stehlen Profession machen, die
dabey Landstreicher sind, die in gesellschaftlicher Verbindung
mit andern ihres gleichen leben"37. Ihre Zahl wird für den Südwesten
auf etwa 3000 bis 3500 geschätzt.38 In Gruppen („Banden
") unterwegs, begingen sie hauptsächlich Eigentumsdelikte
wie Diebstahl, Einbruch und Raub, nicht harmlos und oft bewaffnet
, was auch die Angst erklärt, die das in Lehengericht
behauptete Auftreten des „Bruders des Weißen Bettelbub" verursachte
.

So werden auch die Maßnahmen verständlich, die man in
Schiltach ergriff: Der verletzte Martin Wächter wurde vom Chirurg
Wagner verbunden und „auf die gemeine Wachtstube, auf
die Metzig gebracht"39, wo ihn Bürger bewachen mussten. Die
beiden anderen ließ Amtmann Späth in das „Malefizstüble",
das „auf dem Rathhaus befindliche Blockhaus", einen hölzer-


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