Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 33
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0034
Zwey berüchtigte Jauner zum Strang gerechtest verurtheilt

sich gehen heißen". Um diese Zeit, vor acht Jahren, sei er der
Maray „nachgerannt", „weil sie singen könne wie ein Engel".
So sei er in ein anderes Leben geraten und habe den ersten
Diebstahl begangen: Bei der Arbeit auf einem Floß bei St. Blasien
habe er elf Batzen verdient, für Verköstigung wurden aber
sechs abgezogen. Als er dann bei einem Bauern in Bonndorf
über Nacht war, habe er Schuhe, Strümpfe und einen Hut gestohlen
, „weil er deren sehr bedürftig gewesen".

Danach nur noch auf der Landstraße unterwegs, fiel er zweimal
Kaiserlichen Soldatenwerbern in die Hände: Zuerst in Oberschwaben
, wo Bauern ihn wegen eines Hühnerdiebstahls der
Obrigkeit übergaben und diese ihn den Werbern auslieferte. Er
erhielt ein Handgeld, und mit anderen Rekruten bereits auf dem
Weg nach Günzburg, sprang er aus dem dritten Stock eines
Wirtshauses und kam „glücklich davon". Das zweite Mal verhafteten
ihn Schramberger Hatschiere, und er musste sich abermals
anwerben lassen. Auch dieses Mal sei er im bloßen Hemd aus
dem Nachtquartier „echappiert", Unterschlupf fand er bei Kohlbrennern
, die ihm Kleider gaben. Auch sonst halfen ihm Leute
außerhalb der Siedlungen wie Jäger, Holzmacher und Kuhhirten
; in Nordrach gab es den Waldhans, der „aus- und eingehen"
lasse, da er allein wohne. Bei kaltem Wetter „schlupfte" er
nachts in die bei den Höfen stehenden Backhäuser.

Bei seinem Verhör entfaltete sich über viele Stationen das
abenteuerlich anmutende Panorama eines mit wechselnden
Kameraden und Frauen vagierenden jungen Mannes, der sein
Leben mit Eigentumsdelikten bestritt, von denen 151 festgehalten
wurden. Sein „Refier" war der mittlere und südliche
Schwarzwald, zwischen Villingen und Baiersbronn im Osten,
der Rheinebene im Westen, dem Renchtal und Kniebis im Norden
sowie St. Blasien im Süden. Schwerpunkte waren das Prech-
und das Elztal, Simonswald, Schwaighausen, St. Peter, St. Märgen
, Schonach, Vöhrenbach, Menzenschwand, die Gegend
um Schramberg und Triberg, das Renchtal, einmal kam er bis
Bollschweil südlich Freiburg. In Schiltach hatte er „nichts angestellt
", nur auf dem Aichberg (Hinterlehengericht), wo sie „zum
Haischen gegangen", habe der Katzensepp eine Flöte mitgenommen
und sie ihm überlassen. Anders als etwa im Prechtal,
wo er mit seinen Kameraden in zwei Nächten sieben Diebstähle
beging; oder mit dem Raimund, einem Bettler aus der Schweiz
und „himmellangen Kerl", mit dem er drei Wochen lang nur
„auf Stehlen" ausging. Wurden sie gestört oder ertappt, war
nicht Gewalt, sondern Flucht angesagt. Bei nächtlichen Einbrüchen
hatten sie Schwefelhölzchen und Wachsstock dabei,
„ohne Licht habe er sich nirgends wohl getraut, weil man in der


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