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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 55
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0056
Die Ortenau - ein „Paradies für Jauner und Diebe"

Nichtsesshafte und Kriminalitätsbekämpfung im 18. Jahrhundert

Heinz C. Huber

Vor den Toren der Reichsstadt Gengenbach lagert um die Mittagszeit
des 12. August 1783 eine kleine Gruppe von Fußreisenden
. Zu dem älteren Ehepaar gehört ein 24-jähriger Mann, der
einen neu ausgestellten, aber gefälschten Pass bei sich trägt.
Dieser weist ihn als den verabschiedeten Regimentshenker
Peter Niklas Koch aus. Bei der Reisegruppe befinden sich auch
zwei Frauen, deren Röcke merkwürdig aufgeplustert sind. In
diesen befinden sich Säcke mit gestohlenem Diebsgut. Es
stammt aus einem Einbruch bei einem Krämer in Durbach. Der
angebliche Regimentshenker, der eine Kiste mit Ölen und Pulver
bei sich trägt, um sich als Hausierer zu tarnen, hatte diesen
Einbruch begangen. Mit dem Erlös wollte er einem Kumpan,
den er auf den Schottenhöfen zwischen dem Harmersbach- und
Nordrachtal getroffen hatte und der heiraten wollte, in Gaunermanier
bei der Beschaffung des Hausrats helfen.

Nichtsesshafte, die an ihrer Kleidung und ihrem Gebaren
erkennbar sind, erregen zu dieser Zeit das besondere Misstrauen
der Behörden. Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich fünf Gengenbacher
Soldaten auf und verlangen in energischem Ton den
Pass. Sodann befehlen sie der Gruppe barsch, ihnen zum Stadtschultheiß
zu folgen. Der jüngere der beiden Männer beginnt
davonzurennen. Die Soldaten haben damit gerechnet und sich
so aufgestellt, dass er nicht die territoriale Grenze zum Reichskloster
überschreiten kann, die nur einige hundert Meter entfernt
ist. Der Verdächtige schwingt sich über einen mannshohen
Hag, drei Soldaten versperren ihm aber schon den Ausgang
und feuern auf ihn, ohne ihn zu treffen. Mit erstaunlicher Gewandtheit
schwingt er sich erneut über einen Zaun und kommt
auf einen Fahrweg. Ein Stättmeister und zwei Werbeoffiziere,
die sich ihm entgegenstellen, können ihn nicht aufhalten. Als
er erneut einen Zaun überspringen will, verlässt ihn die Kraft.
Zimmerleute, die an der nahe gelegenen Ziegelhütte arbeiten,
eilen mit ihren Äxten herbei. Einer versetzt dem Flüchtigen
einen Schlag auf den Kopf, dass er zu Boden taumelt. Die Soldaten
werfen sich auf ihn und fesseln ihn. Beim Verhör vor dem
Gengenbacher Reichsschultheiß stellt sich heraus, dass man
einen kapitalen Fang gemacht hat. „Man heißt ihn den Konstanzer
Hanß, und sein wahrer Name ist Johann Baptista Herren-

Schattenriss des in
Oppenau geborenen
Räuber und Jauners
Johann Baptist Herren
berger (1759-1793)
alias Konstanzer
Hanfs auf dem Titelblatt
seiner 1789
erschienenen Biografte


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