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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 63
(PDF, 83 MB)
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Die Ortenau - ein „Paradies für Jauner und Diebe

nicht nur Brot, Fleisch und Lebensmittel, sondern auch Abzugsgelder
. „Wenn ihnen nicht gleich willfahrt werde", so berichtet
der ortenauische Landvogt Wenger, „tractieren sie die Untertanen
und schlagen sie sehr übel". Am 12. und 13. März 1712
waren die Husaren in Appenweier, holten aus den Häusern
Speck und verdarben überdies mutwillig Wein und Futter. In
Urloffen wiederholten sie ihre Untaten. Einige ritten nach Mitternacht
erneut nach Appenweier und forderten vom Gerichtsvogt
Hafer und Fleisch, der größere Teil war nach Nußbach geritten
, um dort seine Plünderungs- und Raubaktion fortzusetzen
.29 In Herztal hatten vermutlich französische Husaren 1703
auf eigene Rechnung geplündert. Den dortigen Einwohner Jörg
Pfeiffer und seinen Sohn wollten sie an seiner Baumtrotte aufhängen
und hatten ihnen bereits den Strick um den Hals gelegt.
Doch plötzlich flohen sie in Panik, weil sie feindliche Truppen
in der Nähe glaubten. Die beiden Pfeiffers versprachen eine
Dankwallfahrt nach Lautenbach. Der dortige Pfarrer Adalbert
Hardt zeichnete diese Geschichte in seinem Mirakelbuch des
Marienwallfahrtsortes auf.30

Die Anwerbung in den Militärdienst war häufig ein Mittel,
dem Elend zu entrinnen oder der Strafverfolgung zu entkommen
. So wurde auch der Konstanzer Hanß in Rottenburg a.N.
österreichischer Soldat, nachdem er vorher wegen Diebstahls
verhaftet worden war. Nach zweimaliger Desertion musste er
die Strafe des Gassenlaufens erdulden.31 Kriegs- und Gewalterfahrungen
ließen die Söldner verrohen und machten sie gewalttätig
, das Handwerk des Plünderns und Requirierens prädestinierte
geradezu zu kriminellen Tätigkeiten.

Das typische Schicksal eines ehemaligen Landsknechtes war
die kriminelle Karriere des Ludwig Frosauer, der als Scharfrich-
tersohn schon als Kind stigmatisiert war. Er wurde mit 18 Jahren
Soldat, desertierte bei Fort Louis und fand schließlich ein
halbes Jahr lang Beschäftigung in Sulz bei Lahr. Dann begann
er eine unstete Wanderexistenz und wurde nach einer Schlägerei
verhaftet. In Schnellingen bei Haslach wurde er nach einem
Einbruch abgeprügelt und des Landes verwiesen. In Offenburg
traf er seine alten Bekannten wieder und begann einen Kleinhandel
mit Halstüchern. Wieder ließ er sich zum Militärdienst
anwerben, rückte aber nach fünf Wochen aus und musste sich
im harten Winter 1770 durch Diebstähle über Wasser halten.
Im Frühjahr überfiel er zusammen mit vier Zigeunern einen
Bauernhof bei Oppenau. Er verlegte sich im Frühjahr zusammen
mit seiner Konkubine aufs Betteln, wobei er im Juni 1771
in Langhurst einbrach. Als der Versuch, sich als Scherenschleifer
zu etablieren, scheiterte, nahm Frosauer die Diebstähle wie-


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