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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 65
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Die Ortenau - ein „Paradies für Jauner und Diebe

Einbrüchen mit. Er war es, der Herrenberger damit endgültig
zum Kriminellen machte. Als dieser nach seiner ersten Verhaftung
in Zell a. H. und nach einer Tracht Prügel glimpflich davonkam
, kehrte er für kurze Zeit zu einer ehrlichen Lebensweise
zurück. Nach einem erneuten Zusammentreffen verführte Jäger
ihn nach reichlichem Alkoholgenuss zu neuen Einbruchstouren
. Nach einer erneuten Verhaftung und dem Intermezzo
beim Militär beschloss der Konstanzer Hanß in französische
Kriegsdienste zu treten. Wieder kam ihm der Brentemer Seppe
in die Quere und gewann ihn erneut als Kompagnon. Beide
begannen jetzt statt bei Bauern und Krämern bei Beamten, in
Klöstern, adeligen Wohnsitzen und besonders Pfarrhäusern
einzubrechen.

Der Brentemer Seppe wurde am 17. Dezember 1779 in einem
Oberharmersbacher Bauernhaus von einer Streife festgenommen
, nachdem er bei einem Einbruchsversuch beim Adlerwirt
Benedikt Schmiederer angeschossen worden war. Mit Stockstreichen
wurde der Täter zum Geständnis seiner Taten gezwungen
, Verifikationsschreiben aus den umliegenden Städten
lieferten überdies den Beweis für die über 1000 Straftaten, die
der Brentemer Seppe verübt hatte. Zusammen mit seinem Kumpan
Sebastian Isele, dem „Baschile" wurde er am 21. Juni 1780
hingerichtet.35

Nicht nur Eigentumsdelikte, sondern auch Betrügereien gehörten
zu dem jaunerischen Repertoire. Ein solcher „Fehlinger"
war auch ein Vagabund aus Sachsen namens Sternewiz, der
1779 den Aberglauben der ländlichen Bevölkerung ausnützte.
Er gab vor, bei der Schauenburg einen Schatz heben zu wollen.
Dazu müsse er aber Bücher kaufen, mit denen er den Geist beschwören
müsse. Von den Bauern in Gaisbach ließ er sich dafür
mehrere hundert Gulden bezahlen. Mit 30 Bauern, die er einbestellt
hatte, betete er im schaurig dunklen Keller des Meierhauses
bis Mitternacht. Dann begann er zu graben und stieß auf
eine mit starken Schlössern versehene Truhe, die nicht von der
Stelle bewegt werden konnte. Er ging ins Innere der Burg und
gab vor, mit einem Geist zu sprechen. Danach teilte er den Bauern
mit, der Schatz könne nur durch einen „Hexjesuiten" gehoben
werden. Erneut ließ er sich von den Bauern 500 fl. aushändigen
, um damit den Geistlichen zu bezahlen. Mit dem
Geld entfernte er sich auf Nimmerwiedersehen. Die Bauern begannen
schließlich die Truhe auszugraben und öffneten sie: Sie
war mit Steinen und Sand gefüllt. Sternewiz hatte sie eingegraben
und an den Wurzeln einer abgehauenen Eiche angeschraubt
.36


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