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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 67
(PDF, 83 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0068
Die Ortenau - ein „Paradies für Jauner und Diebe

ihren Lebensunterhalt durch das Stricken von Strümpfen und
Tagelöhnerarbeiten bei Bauern.

Verhängnisvoll wurde für sie ein Gang von Oppenau nach
Durbach über den Bottenauer Talweg. In Durbach hatte sie am
Vortag „in des unteren Kieffers Haus" Branntwein getrunken,
war aber die Zeche schuldig geblieben und hatte ihren „Schweizerhut
" versetzen müssen (sie stammte aus der Schweiz). Am
nächsten Tag brach sie auf, um ihre restlichen Zechschulden in
Durbach zu bezahlen und Schulden für Strümpfe in Bottenau
einzutreiben. In Bottenau begann es zu regnen. So suchte sie
Schutz in einem Bauernhaus, wo sie einer Gaunergesellschaft
von zwei Männern und zwei Frauen begegnete. Da sie wieder
Geld hatte, leistete sie sich nicht nur selbst ein Glas Branntwein
, sondern lud überdies großzügig die anderen Fußwanderer
ein, die wie sie vor dem Regen Unterschlupf gesucht hatten.
Das sollte ihr zum Verhängnis werden. Denn ihre neue Gesellschaft
glaubte, dass sie Geld besitze. Auf der Straße bei Rohrbach
, einem Seitental in Bottenau, schrie der Jüngere plötzlich:
„Canaille, gib das Geld her oder wir schlagen dich tot!" Er traktierte
sie mit seinem Prügel, warf sie zu Boden, trat nach ihr und
nahm ihr das Bündel ab. Als er darin kein Geld fand, riss er der
Frau den Rock vom Leib und zog sie bis auf die nackte Haut aus;
er glaubte, sie habe das Geld in die Kleidung eingenäht. Er zog
ihr außerdem die Ohrringe ab und drohte ihr, er werde ihr die
Ohren abschneiden, wenn sie sich widersetze. Mit äußerster
Brutalität prügelte er sie ein weiteres Mal. Verzweifelt schrie die
Frau, sie sei schwanger, sie sollten sie nicht totschlagen und
wenigstens die Leibesfrucht schonen. Zufällig kam ein Korporal
des Weges und hörte das Geschrei, er nahm die Verfolgung der
Diebe auf. Im nahe gelegenen Bauernhaus des Georg Haas, so
das Opfer, habe sie einen Rock und ein „Leiblein", einen Unterrock
„entlehnt", da niemand zu Hause war.

Inzwischen hatte der Korporal die Diebe eingeholt und
brachte sie zurück zum Tatort. Als der Dieb sein Opfer sah, ging
er erneut auf es los und versetzte ihr weitere Schläge. Inzwischen
liefen auch Rebbauern und Tagelöhner herbei, die in den
Weinbergen arbeiteten. Als der brutale Schläger - sein Name
war Johannes Albe - sein Messer hervorzog, stellte sich ihm
einer der Männer mit der Rebhaue entgegen. Die Diebsgesellschaft
wurde auf Schloss Staufenberg geführt und dort verhört.

Johannes Albe hatte sich eine Lüge ausgedacht, um seinen
Straßenraub zu kaschieren. Er behauptete, Catharina Zehndter
habe sein „Mensch" - in diesem Jargon sprach man im Jauner-
milieu über Frauen - zu einem Diebstahl verführen wollen. Sie
habe einen Leutnant, der in einem Durbacher Gasthaus logiere,


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