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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 68
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Heinz G. Huber

zu einem Stelldichein um sechs Uhr bestellt. Dieser trage einen
„Gürtel mit Geld" um den Leib. Wenn er sie „brauche", also
mit ihr sexuell verkehre, wolle sie den Gürtel und die Uhr beiseite
werfen und ihre Komplizin könne sich dann damit entfernen
.38 Diese Finte zielte darauf, das Opfer als Diebin und Hure
darzustellen. Deshalb habe er auch die Catharina verprügelt.
Seine falschen Angaben wurden von seiner Gefährtin, der „Freiburger
Madien" bestätigt. Diese war aber schon in Haslach als
Diebin eingesessen, sie trug einen eingebrannten Galgen auf
dem Rücken, der sie als Landesverwiesene stigmatisierte.

Der Haupttäter Johannes Albe gab sich als „Soldatenkind"
aus, sein Vater sei in holländischen Diensten gewesen und
hätte eine Holländerin geheiratet. Er war 22 Jahre alt und katholisch
. Drei Jahre lang war er in französischen Diensten gewesen
. Er gab an, Kupferschmied zu sein, sein Handwerk aber
nicht bei einem Meister gelernt zu haben. Als man ihn aufgriff,
wurde ihm auferlegt, sich in Rheinfelden bei den dort liegenden
österreichischen Dragonern zu melden. Dann habe er aber
„seinen Cameraden" Bernhard Student getroffen, mit dem er
zusammen bettelte. An der Pforte eines Freiburger Klosters habe
er „sein Mensch" kennen gelernt. Mit seiner Lebensgefährtin
habe er nach Straßburg gehen wollen, um dort zu heiraten. Er
habe sich dann bei erster Gelegenheit wieder bei den Soldaten
anwerben lassen wollen. Über die weitere Behandlung Albes auf
Staufenberg schweigen die Akten. Aber am 20. Dezember 1747
berichtet der Nußbacher Pfarrer Karl Pulser in einem lateinischen
Eintrag in den Kirchenbüchern, dass dieser „Dieb" Johannes
Albe aus der Gefangenschaft in Oberkirch sich in die Nußbacher
Kirche geflüchtet habe. Er hoffte Kirchenasyl zu erhalten
. Jedoch am frühen Morgen erschien der Appenweierer Gerichtsvogt
Simon Bruder mit Bewaffneten und drang in die
Kirche ein, um den Dieb herauszuführen. Pulser protestierte
vergeblich gegen den Rechtsbruch und drohte mit Exkommunikation
. Er schaltete den Straßburger Generalvikar ein, Albe
wurde dennoch hingerichtet.39

Der Fall der Catharina Zehndter zeigt, dass Frauen, die allein
auf der Straße unterwegs waren, in diesem Milieu sehr schnell
zum Opfer werden konnten. Deshalb suchten sie sich einen
Partner, der sie „beschützte" und mit dem sie eine „Notgemeinschaft
" bildeten. So hatte die um 1727 in Stadelhofen geborene
Zigeunerin Maria Anna Theresia vulgo Adelhaid mehrere Gefährten
.40 Eine Konkubine des berüchtigten Räubers Hannikel
(Jakob Reinhard), die „Franckenhannesen Käter" (Catharina
Franckin), war mit dem 1768 in Oppenau gehenkten Zigeuner
Ludwig Gesslauer (bekannt als „Ossio" oder „Haiden- oder


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